Wenn einer längere Zeit weg ist vom Schuss, hat er wahrscheinlich einen sauberen Blick auf den Zustand einer Partei, deren Repräsentant man viele Jahre war. Franz Voves hat 2015 trotz Wahlsiegs den steirischen Landeshauptmann-Sessel an Hermann Schützenhofer von der ÖVP verloren und blickte in der Kleinen Zeitung zurück auf dieses Ereignis, gab aber auch ein Statement zum derzeitigen Zustand der SPÖ ab.
Beschreibung der SPÖ gar nicht schmeichelhaft
Die derzeitige Beschreibung der SPÖ durch Franz Voves ist alles andere als schmeichelhaft. Sie sei eine “Wohlfühlpartei für Funktionäre”, sagt er und konterkariert damit den ständigen Versuch von SPÖ-Chef Christian Kern, die Partei als Hort der arbeitenden Menschen darzustellen.
Kern scheint ja alle seine Wähler persönlich zu kennen, glaubt man seinen Schilderungen, in denen er willkürlich Vornamen verwendet und im Schutze dieser Anonymität der Regierung Zitate an den Kopf wirft. Gerne verwendet Kern auch den Satz: “Schauen Sie in die Augen dieser Menschen!”
Bundespartei müsste längst neue Wege gehen
Und nun das: Die SPÖ sei gar nicht so nahe dran an den Problemen der Menschen, attestiert einer, der es ja wissen muss. Immerhin stand Franz Voves jahrzehntelang im Zentrum der Macht und kann die Entwicklung seiner Partei nach seinem Ausscheiden als Landeshauptmann gut beurteilen.
Die Partei, sagt Voves, und da meint er die Bundespartei, müsse schon längst neue Wege gehen, in Programmatik, Strukturen und Personal. Diese Wohlfühlpartei, wo sich der Apparat wohlfühlt, ist ja etwas Schönes. “Aber damit gewinnst du die Bevölkerung mit ihren heutigen Problemen überhaupt nicht mehr,” so Voves.
Ob Voves bei der Erneuerung der Partei durch Personalwechsel dezidiert auch deren Vorsitzenden Christian Kern meinte, kam bei diesem Interview nicht ganz klar heraus.