Nicht alles rund läuft in der türkis-schwarzen Volkspartei für die Nationalratswahlen am 29. September. Vor allem im Bundesland Tirol, traditionell eine zerstrittene Landesgruppe, wo Bünde- und Bezirksinteressen aufeinanderprallen, fliegen die Fetzen. Jetzt hat der langjährige ÖVP-Nationalratsabgeordnete Josef Lettenbichler, bis 2017 auch Landesgeschäftsführer der Industriellenvereinigung, sichtlich frustriert das Handtuch geschmissen und verzichtet auf eine Wiederkandidatur.
Einer der Gründe ist eine innerparteiliche Gegenkandidatur des Tiroler Landwirtschaftskammerpräsident Josef Hechenberger, der mit einem Vorzugsstimmenwahlkampf Lettenbichler um das Mandat bringen möchte. Lettenbichler, bereits für den Wahlkreis Tiroler Unterland als Spitzenkandidat gesetzt, hat jetzt seine Kandidatur zurückgezogen.
Schwarze kämpfen gegen Türkise und umgekehrt
Die Causa „Lettenbichler“ ist aber nur die Spitze des Eisbergs in den türkis-schwarzen Reihen hinter Ex-Kanzler Sebastian Kurz. Schwarze kämpfen gegen Türkise und umgekehrt. Nicht wenige nehmen Kurz und seiner „Wiener Partie“ den Koalitionsbruch mit der FPÖ übel. Langjährige Mandatare hatten sich auf eine Legislaturperiode bis 2022 eingestellt. Das Gleichgewicht zwischen Landesorganisationen und Bünden schien auf Jahre einzementiert.
Die von Kurz & Co. provozierte Neuwahl Ende September hat den nur mühsam unterdrückten innerparteilichen Kampf wieder voll entflammen lassen. Und das mit noch unbekanntem Ausgang. Denn wann und warum Kurz und seine „Wiener Partei“ die Neuwahlen bereits geplant haben, wird eine immer spannendere Frage.