Die Frau des abgesetzten ORF-Chefredakteurs, Lou Lorenz-Dittlbacher, als Moderatorin und die frühere profil-Journalistin Ulla Kramar-Schmid als Beitragsgestalterin – es war alles angerichtet für die ZIB 2 am 20. Juli, im Sommerloch, in dem sich politisch nicht viel tut, um endlich Rache an der politischen Wende zu nehmen.
SPÖ-Getreue verlieren Einfluss
Beide, Lorenz-Dittlbacher und Kramar-Schmid, leiden offenbar sehr unter dem politischen Wechsel seit der vergangenen Nationalratswahl. Der rot-grüne Einfluss im staatlichen Fernsehen könnte geringer werden, zumal der bisherige Chefredakteur, Fritz Dittlbacher, mit seinen gemeinsamen Freunden aus Arbeiterzeitung-Tagen an Macht verliert.
So bekam der Fernsehzuschauer am 20. Juli den Eindruck, dass die Verlierer des ÖVP-FPÖ-Regierungswechsels im ORF noch einmal so richtig in den Schmutzkübel griffen, um der Koalition eins auszuwischen. Zum x-ten Mal wurde über die Äußerung des FPÖ-Generalsekretärs Harald Vilimsky in der Causa “Jean-Claude Juncker” berichtet und über die Aufforderung des Bundespräsidenten, die Regierung möge zu Vilimskys Angriffen auf Juncker doch endlich Stellung beziehen.
Selten derart konstruierter Beitrag im ORF
Dass tagelang die gleiche Geschichte gebracht wird, ist in der Ferienzeit, in der sich nicht viel tut, ja noch zu verstehen. Aber die Causa “Juncker”, in der Vilimsky die Frage stellte, ob der EU-Kommissionspräsident deshalb getorkelt sei, weil er zu tief ins Glas schaute, war nur der Einstieg in einen selten zuvor derart konstruierten Beitrag der ZIB 2.
Laut ORF soll es auch in der ÖVP nicht rund laufen. Die schwarzen Landeshauptleute Günther Platter (Tirol), Markus Wallner (Vorarlberg) und Wilfried Haslauer (Salzburg) hätten sich schon kritisch zu Regierungsplänen geäußert.
Filzmaier bezeichnet Kurz einen “Schweigekanzler 2.0”
Untermauert wird der Eindruck, dass es nur noch Streit geben würde, mit der Einblendung des Presse-Aufmachers: Der Unmut in der ÖVP wächst. Zum Schluss darf Ulla Kramar-Schmid noch bemerken, dass das Treiben bei “Carmen” auf der Bregenzer Festspielbühne leichter zu durchschauen sei, als das Treiben auf der politischen Bühne.
Alldem setzt dann noch ein Interview die Krone auf. Politikwissenschafter Peter Filzmaier durfte analysieren und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) unterstellen, sich als “Schweigekanzler 2.0” zu profilieren.
Gelernte ORF-Zuschauer durchschauten dieses Spiel, das nur eines im Sinn hatte: Einen Keil zwischen die Regierungsparteien zu treiben. Bei einem Scheitern dieser Regierung würden nämlich so Leute wie die Dittlbachers oder Ulla Kramar-Schmid wohl wieder Oberwasser gewinnen.