Die EZB in Frankfut druckt Geld, für wen auch immer. Aber Papier ist gerade am Finanzsektor nicht wirklich geduldig.

10. Oktober 2018 / 08:23 Uhr

Die EU gibt sich lieber selbst auf als Italien – denn das darf nicht Pleite gehen

Jeder kennt es: Ein Fußmarsch im Regen. Hochgeschlagene Kapuze. Das Sichtfeld ist eingeschränkt, das Knistern der wasser- und winddichten Textilschichten an den Ohren übertönt den Wind ebenso wie den Niederschlag und das Reifenrauschen sich nähernder Fahrzeuge.

Zurzeit schabt und knistert via medialer Kapuze vieles. Das Gedöns ist beachtlich: Die Russen, heißt es, hacken die ganze Welt, deutsche Juden treten einer Faschistenpartei bei, der Wolfsgruss und die Geldpolitik der Türken sind gleichermassen desaströs, die Heizkosten steigen überraschenderweise, jeder fünfte Schutzsuchende aus Afrika ertrinkt im Mittelmeer, was uns gemäss Weltklimabericht aber sowieso allen blüht, die finanziellen Mittel der Integrationshilfe sollen aufgestockt werden, der DAX werkelt an einer Stabilisierung, diverse Politiker werden entsorgt, der IWF ist jetzt auch offiziell im Anti-Trump-Lager angekommen und Griechenland überwindet zum gefühlt neunten Mal die Finanzkrise.

Gastbeitrag aus dem Blog von Frank Jordan

Die ganze Melange kommt täglich in Sturmstärke daher und in dem ganzen Wahrheits-Rauschen (von der Wirklichkeit hat sich der Journalismus bekanntlich verabschiedet) ist es kein Wunder , dass fast niemand auf den sich nähernden Truck achtet. Ratsam wäre es trotzdem. Es ist ein Monster-Ding, das durchaus in der Lage ist, nicht nur den Euro implodieren zu lassen, sondern die finale Krise unserer Kreditgeldsystems auszulösen: 2,3 Billionen Euro Schulden, darin nicht enthaltene Target-2-Verbindlichkeiten von 471 Milliarden Euro, eine Zinslast auf den öffentlichen Schulden, welche die jährliche (nominale) Wachstumsrate übersteigt, faule Kredite im Bankensystem von 187 Milliarden, eine seit 2008 durchschnittlich um ein halbes Prozent pro Jahr schrumpfende Wirtschaft und eine Arbeitslosigkeit von über 10 Prozent. Sein Name: Italien.

Weiter so – oder die harte Tour

Man braucht nun kein Ökonom zu sein, um zu wissen, dass Italien genau zwei Möglichkeiten hat: Entweder ein Weiter-so mit noch mehr Schulden um die Nachfrage zu stimulieren und die Wirtschaft auf Trab zu bringen, oder aber die harte Tour mit dem Ziel erneuter Konkurrenzfähigkeit und Attraktivität als Investitions-Standort: Reformen,  Bereinigungskrise, sinkenden Löhne und Preise, noch höhere Arbeitslosigkeit, Firmenpleiten. Und man braucht auch kein Wahrsager zu sein, um zu wissen, dass Salvini, di Maio und Konsorten nicht im Traum daran denken, den Leuten, die sie aufgrund sozialistischer Gerechtigkeits-Versprechungen gewählt haben, diese Rosskur zu verschreiben.

“Budget des Volkes” heißt totale Schuldenübernahme durch EU

Spätestens mit den Tatsachen, dass Italien nun ein “Budget des Volkes”, das eine noch höhere Verschuldung vorsieht, verabschiedet hat und dieser Tage kommunizierte, es denke gar nicht daran, aus dem Euro auszusteigen, sollte jedem klar sein, wohin die Reise geht. Herr Juncker nennt es die “Vollendung” der Wirtschafts- und Währungsunion. Es ist entweder die totale Vergemeinschaftung von Italiens Schulden via Target2-System oder die Haftungsfallen ESM, EDIS, SRB und ESRB oder aber die direkte Finanzierung des italienischen Staates durch die EZB, was am Ende auf das Gleiche hinausläuft.

Italien darf gar nicht Pleite gehen

Denn sogar dann, wenn Italien Pleite gehen möchte – es darf nicht. Die EU, Brüssel ist längst ein “unersättlicher Leviathan, ein Gewaltenkonglomerat – das Gegenteil von Gewaltenteilung. Die Kommission sieht sich” weder heute noch in Zukunft “als Hüterin von Verträgen” zwischen Staaten, “sondern als eine Art Regierung” Europas (Prof. Markus C. Kerber). Und Regierungen, italienische ebenso wie jene Brüssels, das wissen wir, wollen so lange wie möglich regieren. Das ist ihr einziges und oberstes Ziel.

Euro wird weiter abstürzen

Was bedeutet das für uns? Für Sie und mich? Es bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit einer offenen Inflationspolitik und eines finalen Scheiterns des Euros täglich grösser wird. Denn die Kontrolle über die Situation, die unsere Politiker grotesker- aber logischerweise “die Stabilisierung des Finanzsystems” nennen, ist längst im Amok-Modus. Jürgen Stark, ehemaliger Chef-Volkswirt der EZB findet klare Worte: “Die Steuerung der gesamten Geldmenge ist völlig ausser Kontrolle geraten. Es wird nicht nur einfach gedruckt, sondern es weiss auch niemand mehr, wer wo wann wieviel Geld virtuell erzeugt und wo es eigentlich hingeht. Auch wieviel Kreditgeld die Banken aus dem schon in absurden Massen erzeugten Zentralbankgeld nun ihrerseits wieder erzeugen, entzieht sich jeder Kontrolle.”

Kaufen Sie bleibende Werte wie Gold

Absichern kann sich unsereiner nur, in dem er sich mit “barbarischen Relikten” (Keynes) wie zum Beispiel Gold versorgt. Egal, wie klein die Menge ist, die einer sich leisten kann – sie bedeutet die wirksamste Waffe gegen die “Vollkasko-Versicherung” für Faule und Verantwortungslose, gegen die “Null-Zins-Planwirtschaft” der EZB und gegen den Raub des eigenen Hab und Guts, der eigenen Arbeits- und Lebensleistung durch den Staat. Denn genau das wird passieren – weil, wie die Geschichte lehrt, es am Ende immer das ist, was passiert.

Frank Jordan alias Monika Hausamann ist eine schweizerische Buch-Autorin und Bloggerin, die regelmäßig über aktuelle Themen schreibt. Auf unzensuriert erschien auch die Rezension ihres letzten Buches “der Fonds”.

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