Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und seine Regierung in Ankara gefallen sich in der Rolle der Nachfolger des Osmanischen Reichs. Neben dem nahen und mittleren Osten steht vor allem der Balkan auf der Agenda der türkisch-muslimischen Großmachtinteressen von Erdogan und Co. Vor allem im Bereich von Religion, Universitäten, Schulen und kulturellen Einrichtungen expandiert Erdogan in der Balkanregion. Ankara finanziert etwa in der albanischen Hauptstadt Tirana eine Groß-Moschee, die im kommenden Jahr fertig werden gebaut werden soll.
Bereits im Jahr 2015 unterschrieb die rumänische Regierung ein Kultur- und Religionsabkommen mit der Türkei über den Bau eines islamischen Gotteshauses mit einem Fassungsvolumen für mehr als 2.000 Gläubige.
Diyanet und Tika als Kürzel der osmanischen Expansion
Erdogan hat seine osmanische Expansion auf dem Balkan durch zwei Institutionen organisiert: Diyanet und Tika. Diyanet ist für die türkische Religionsförderung verantwortlich, betreibt und finanziert Moscheen und entlohnt Ankara-treue Imame. Tika ist ein Instrument der türkischen Entwicklungshilfe und Kulturförderung in der Balkanregion. So werden hier etwa Baudenkmäler und Moscheen restauriert und die historische Forschung über das traditionelle Osmanische Reich und seinen Nachlass auf dem Balkan finanziert. Dazu gehört etwa auch die Erforschung der in Ungarn liegenden Todesstätte des Sultans Süleyman des Prächtigen.
In Sachen Wirtschaftsförderung ist man ebenfalls in der gesamten Balkanregion aktiv. So wird in Bosnien mit türkischen Investitionskrediten eine Autobahn gebaut und in Albanien sind der Banken- und Telekomsektor in türkischer Hand. Auch die aktuelle Wirtschaftskrise in der Türkei selbst ist offensichtlich kein Hinderungsgrund für diese massiv betriebene ökonomische und kulturelle Expansionspolitik.