Glaubt man dem Mainstream, ist Innenminister Herbert Kickl – ähnlich wie Jörg Haider in seinen Anfangszeiten – einer der unbeliebtesten Politiker Österreichs. Die Wirklichkeit sieht aber völlig anders aus, wie Kickls Auftreten am Nationalfeiertag in Wien zeigte.
Auf Kuschelkurs mit der Bevölkerung
Menschenschlangen bildeten sich vor dem Palais Modena in der Wiener Herrengasse. Am Nationalfeiertag, dem 26. Oktober, war auch hier Tag der offenen Tür. Und da bot sich auch einmal die Gelegenheit, den Innenminister persönlich kennenzulernen, ein Foto mit ihm zu machen und ein paar Worte mit jenem Mann zu wechseln, der laut Kurier zu wenig auf Kuschelkurs mit den Türkisen sei. Dem entgegnete Kickl im Kurier-Interview:
Mir geht es in diesem Kernressort um die Umsetzung von dem, was wir in der Wahl versprochen haben. So handle ich auch, und so gesehen habe ich vielleicht ein Kuschelbedürfnis mit der Bevölkerung.
Euphorie um Kickl auf dem Rathausplatz
Genau das spürten alle, die am Nationalfeiertag Herbert Kickl sahen und anfassten und ihm beim Verabschieden noch ins Ohr flüsterten, wie sehr sie doch seine Arbeit schätzen würden und dass er ja nicht aufgeben solle.
Das alles spielte sich im Innenministerium ab. Später, als Herbert Kickl dann die Polizeistände auf dem Rathausplatz besuchte, wo die rot-grüne Stadtregierung die Helfer Wiens versammelte, brach beinahe eine Euphorie um Kickl aus. Es war nicht möglich, nur zwei Meter flüssig durch die Menge zu gehen, ohne dass jemand ein Foto mit dem Innenminister forderte, ein Autogramm verlangte oder ihm einfach nur auf die Schulter klopfte.
Öffentliche Meinung anders als veröffentlichte Meinung
Mitten in einer roten Veranstaltung wurde Herbert Kickl wie ein Popstar gefeiert – von Jugendlichen genau so wie von Älteren, von Wienern genau so wie von Fremden. Von einem Minusmann, wie ihn zum Beispiel Wolfgang Fellner regelmäßig in seinem Blatt Österreich präsentiert und ihn in der Beliebtheitsskala in die Nähe eines Peter Pilz rückt, war da nichts zu sehen und zu spüren.
Wer es bis dahin nicht gewusst hat, bekam den Beweis durch diesen Auftritt von Herbert Kickl am Nationalfeiertag geliefert: Die veröffentlichte Meinung hat mit der öffentlichen Meinung sehr oft überhaupt nichts zu tun.