“Dafür, dass es diesen schönen Pass eines Tages wirklich geben wird, kämpft die SPD seit 1925.” Martin Schulz, langjähriger EU-Abgeordneter für die SPD, zuletzt auch umstrittener EU-Parlamentspräsident und nunmehr Mitglied des Deutschen Bundestages, sorgt mit diesem Eintrag auf seiner Facebook-Seite für Gesprächsstoff.
Schulz hat zugleich ein Muster von einem fiktiven Pass veröffentlicht, in dem man statt der üblichen Nationalität – bei Schulz wäre es Deutschland – “european” also “europäisch” liest. Anstatt eines gewöhnlichen Dokuments, beim dem Nationalstaaten – und auch eine Stadt – genannt und somit Bürger als solche identifiziert werden können, soll gemäß den “Vereinigten Staaten von Europa” ein einheitlicher Pass kommen.
Spott, aber auch Zustimmung
Nicht alle können sich damit anfreunden. Und man macht sich auf Facebook auch lustig. “Seit 1925? Was so manche Fehler in der Vergangenheit an Spätfolgen bereithält. Aber rechnen konnte er wohl nur bei seinen Bezügen”, meint ein Schreiber. Das mag wohl daran liegen, dass die EU in ihren Anfängen erst nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurde. Ein Eintrag auf Wikipedia beschäftigt sich übrigens mit historischen Abläufen, angefangen von den ersten Pässen bis zur heutigen Version. “Sie realisieren ja gar nichts mehr. In dieser Phase der europäischen Zerrüttung ist dieses Ansinnen an der Realität vorbei!”, heißt es von anderer Seite an Schulz.
“Earth Pass”
“Kümmert euch lieber um die wichtigen Dinge, da habt ihr genug zu tun”, meint jemand anderer und wird dafür aber prompt kritisiert: “Es geht nicht darum, wie der Pass aussieht, sondern dass es einen gemeinsamen EU-Pass gibt. Einer, der für das vereinte Europa steht und nicht für Kleinstaaterei.” Ein anderer ätzt, ein “Earth Pass” sei besser. “Gleichmacherei ist extrem weltfremd. Selbst in den Brennpunkten haben verschiedene Ethnien ihre ethnischen Grenzen abgesteckt”, besagt eine andere Reaktion.
PR-Aktion
Schulz und viele andere “EUphoriker” konnten deswegen einen solchen Pass veröffentlichen, weil es dafür eine Plattform gibt. Wenngleich es sich um eine PR-Aktion einer Band handelt, so mag das nichts daran ändern, dass Politiker einen solchen Pass wohl gern in Umsetzung sehen würden.
Welches Europa sich durchsetzt – zur Wahl steht ein Europa der Gleichmacherei, wie es Schulz will, und ein Europa, in dem die Nationalstaaten ihre Identität behalten und mehr Recht aus Brüssel zurückbekommen – wird sich im Mai dieses Jahres zeigen.