Einem Kind aus ideologischen Gründen einen bestimmten Vornamen zu geben, ist eigentlich ein Relikt des 20. Jahrhunderts. Neos-Parteichefin Beate Meinl-Reisinger, offensichtlich darum bemüht, öffentliche Aufmerksamkeit zu erreichen, hat medial angekündigt, ihrem dritten Kind den Vornamen “Europa” zu geben. Da der Fasching bereits zu Ende ist und der 1. April noch einige Wochen vor uns liegt, muss man diese Mitteilung wohl ernst nehmen.
Auf den zweiten Blick dürfte die deklarierte Linksliberale und Ex-ÖVPlerin wohl doch der Mut verlassen haben, denn es soll nur der “Zweit-Vorname” durch “Europa” belegt werden. Dem noch ungeborenen Politikerkind ist jedenfalls zu wünschen, dass es einen normalen “Erst-Vornamen” von seinen Eltern bekommt, und dieser nicht auch noch ideologisch oder politisch besetzt wird.
Kommunisten nannten ihre Kinder Lenin, Stalin und Trotzki
Mit einer ideologischen Namensgebung für ein Kind befindet sich die Neos-Chefin jedenfalls in einer sonderbaren Tradition. In der 1. Republik, der Weimarer Republik, aber auch noch in der sowjetischen Besatzungszeit und in der neu gegründeten DDR gab es kommunistische Fanaktiker, die ihren Kindern sogar die Vornamen Lenin, Stalin und Trotzki geben wollten oder sogar gegeben haben. Für die Kinder und später Erwachsenen war das dann zeitlebens eine schwere Hypothek.