Ex-Innenminister Herbert Kickl hat sich tatsächlich in die untersten Spähren des Boulevards begeben und dem Chefredakteur der Salzburger Kronen Zeitung, Claus Pándi, ein Interview gegeben. Das ist insofern als besonders tolerant zu werten, weil jeder weiß, wie der ehemalige “Hofschreiber” von SPÖ-Kanzler Werner Faymann denkt.
Reden mit jemandem, der einem an den Kragen will
Pándi gilt nicht nur in Journalistenkreisen als arrogant – und diese Arroganz ließ er auch beim Gespräch mit Herbert Kickl gleich hinaushängen:
Nach allem, was war, nach den auf Ibiza gefilmten Größenwahnplänen von Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, wie er die “Krone” mit Oligarchengeld kaufen will, Redakteure als Nutten bezeichnet, die er nach Belieben feuert und befördert: Nach all dem fällt es nicht leicht, ein Gespräch mit einem der engsten Weggefährten Straches, einem der führenden freiheitlichen Strategen, dem Chef-Wahlkämpfer und Großideologen der FPÖ, Herbert Kickl, zu führen. Aber man ist Journalist. Wer seinen Beruf ernst nimmt, will ergründen und redet daher auch mit jenen, die einem eigentlich an den Kragen wollen.
Der wirkliche Käufer der “Kronen Zeitung” wird nicht genannt
Kickl will Pándi an den Kragen, oder der “Kronen Zeitung”? Was hat Ex-Innenminister Herbert Kickl mit dem “Ibiza-Video” zu tun? Und warum sagt Pándi nicht, wer tatsächlich die Kronen Zeitung kaufen möchte? Nämlich René Benko, ein Spezi des ÖVP-Kurzzeitkanzlers Sebastian Kurz.
Ziemlich eigenwillig dann auch die erste Frage an Kickl: “Kickl also gleich einmal direkt gefragt, ob für ihn auch alle Journalisten die größten Huren sind, wie das Strache in seinem verschwitzten T-Shirt in einer Villa auf Ibiza sagte.”
Die intellektuelle Überlegenheit Kickls gegenüber Pándi spiegelt sich in der Antwort des geschäftsführenden FPÖ-Klubobmannes wider:
Wir befinden uns sicher nicht in einem Verhältnis einer käuflichen Person zu einem Freier. Mein Verhältnis zu Ihnen möchte ich als eines definieren, dass wir unabhängig voneinander sind. Sie von mir und ich von Ihnen.
Ostermayer war Pándis Trauzeuge in Venedig
Dass Pándi und die Freiheitlichen in diesem Leben keine Freunde mehr werden, liegt in der Biografie des Krone-Journalisten. Als dieser als Innenpolitik-Chef in Wien abberufen wurde, schrieb die Kleine Zeitung treffend:
Der 52-jährige Pandi erlebte seine Hochblüte in der Ära Werner Faymann. Der Journalist war mit der damaligen Pressesprecherin des Kanzlers verheiratet, der spätere Kanzleramtsminister Josef Ostermayer war Pandis Trauzeuge bei der Hochzeit in Venedig. Pandi war sogar in Vorbesprechungen im Kanzleramt eingebunden, böse Zungen bezeichneten ihn als Hofschreiber des damaligen Kanzlers. Faymann-Kritiker wie etwa der steirische Landeshauptmann Franz Voves wurden medial gnadenlos hingerichtet und als Kernöl-Sozialist verhöhnt.
Fall “Pándi” erreichte absolut neue Qualität des Nepotismus
Andreas Unterberger, ehemaliger Chefredakteur von Presse und Wiener Zeitung, sagte 2009 gegenüber dem Magazin Der österreichische Journalist zum Ehepaar Pándi-Feigl:
Es hat auch in der Vergangenheit genug Fälle gegeben, wo es – schon aufgrund des ständigen gemeinsamen Auftretens im journalistisch/politischen Wanderzirkus – zu sehr engen Kontakten zwischen Journalisten, Politikern und Politiker-Kabinetten gekommen ist. Im Fall Pándi hat das alles eine absolut neue Qualität erreicht, die alle bisherigen Fälle wohl dramatisch übertrifft. Denn erstens gibt es absolut keine Bemühungen Herrn Pándis, solchen Themen auszuweichen. Zweitens ist Herr Pándi gerade erst nach dem Offiziellwerden seiner privaten Verbindungen in eine innenpolitische, viel einflussreichere Position gehievt worden. Hätten wir eine funktionierende medienpolitische Diskussion, hätte das, so wie in anderen Ländern, gewaltiges Aufsehen erregen müssen, insbesondere da die Kronen Zeitung die auflagenstärkste Zeitung Österreichs ist.
Da drängt sich doch förmlich die Frage auf, ob so ein Journalist ein objektives Interview mit einem FPÖ-Politiker führen kann?