Jetzt wird es ernst mit einem Wechsel an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB). Der Italiener Mario Draghi muss nach acht Jahren als Präsident der EZB seinen Hut nehmen. Jetzt geht es um die Nachfolge an den Schalthebeln des europäischen Geldmarkts. Der EU-“Südstaatler” Draghi hatte mit seiner Geschäftspolitik, die sich mit den drei Eckpunkten Nullzins, Billiggeldschwemme und großflächige Anleihenkäufe beschreiben lässt, vor allem bei den Anhängern einer restriktiven Kapitalmarktpolitik im Euroraum und der EU viel Kritik geerntet.
Viele hoffen jetzt auf eine Persönlichkeit wie den deutschen Bundesbank-Präsidenten Jens Weidmann, der neue Maßstäbe einer stabilen und nachhaltigen Währungspolitik setzen könnte. Aber die Gegnerschaft gegen einen Deutschen an der Spitze der EZB ist enorm groß.
Anti-Berlin-Allianz sucht Weidmann-Alternativen
Vor allem die “EU-Südstaatler” wie Frankreich, Spanien, Portugal, Italien und Griechenland suchen in einer Anti-Berlin-Allianz eine Weidmann-Alternative im EZB-Präsidentenamt. Als Personalalternativen sind derzeit Benoît Coeuré (Direktoriumsmitglied der EZB), Olli Rehn (Präsident der finnischen Notenbank), François Villeroy de Galhau (Gouverneur der französischen Zentralbank) und Erkki Antero Liikanen (ehemaliger Präsident der finnischen Notenbank) hinter den dicken Polstertüren der europäischen Finanzwirtschaft in Diskussion.
Und auch Sabine Lautenschläger, Mitglied des sechsköpfigen EZB-Direktoriums, Christine Lagarde, Chefin des Internationalen Währungsfonds, oder Klaus Regling, Chef des Eurorettungsschirms ESM, haben Chancen, Draghi in den nächsten Wochen nachzufolgen.