Neben Peter Pilz und seinem Anwalt Johannes Zink (li) war beim heutigen zweiten Prozesstag auch der Kläger Hannes Fellner anwesend, der sich bei der ersten Verhandlung noch entschuldigen ließ.

25. März 2025 / 16:37 Uhr

Pilz-Prozess: Zeugin fühlte sich von Sobotka bedroht

Alle Augen waren heute, Dienstag, auf das Urteil gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser gerichtet. Aber am Wiener Straflandesgericht ging ein weiterer brisanter Prozess rund um das Ableben von Christian Pilnacek über die Bühne. Unzensuriert war als Beobachter dabei.

Am zweiten Verhandlungstag im Prozess gegen Peter Pilz wurde unter anderem Hannes Fellner vernommen. Fellner, Chefinspektor im Bereich Leib und Leben im Landeskriminalamt Niederösterreich, hatte Pilz im vergangenen Jahr, wie berichtet, wegen übler Nachrede angezeigt. Pilz hatte behauptet, dass die Polizei in den Ermittlungen um den verstorbenen Sektionschef im Justizministerium, Christian Pilnacek, Fehler gemacht hätte. So wurde etwa Pilnaceks Handy nicht ausgewertet und sein Laptop nicht mehr gefunden.

Leben wegen dieser “Absurditäten” massiv beeinträchtigt

Weil gegen Fellner bereits seitens der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wegen des Verdachts des Amtsmissbrauchs ermittelt wird, wollte er sich zunächst nicht äußern – Richter Christian Noe lies das jedoch nicht gelten und wies Fellner daraufhin, dass er zur Aussage verpflichtet sei. Fellner sagte aus, dass die Unterstellungen des Amtsmissbrauchs gegen ihn sein Leben seit einem Jahr massiv beeinträchtigen würden. Die Vorwürfe seien unwahr. Er habe nichts Illegales gemacht und so gehandelt wie in den letzten 35 Jahren im Polizeidienst. Er wollte keine Beweismittel unterdrücken, die Behauptung, dass er Teil eines “Putztrupps” war, sei absurd. Fellner könne wegen der Anschuldigungen nicht mehr schlafen und fühle sich sehr belastet.

Fellner: War nicht bei Fundort der Leiche

Auf Nachfrage von Pilz’ Anwalt Johannes Zink betonte Fellner, dass er beim Fund von Pilnaceks Leichnam nicht vor Ort gewesen sei. Was die Rechtsgrundlage für die Übernahme von Pilnaceks persönlichen Gegenständen war, wollte er mit Verweis auf das Ermittlungsverfahren der WKStA nicht sagen.

Karin W., Lebensgefährtin Pilnaceks, sagte aus, dass sie Fellner nicht am Fundort der Leiche gesehen hatte und nicht sagen könne, ob der Chefinspektor Einfluss auf die Entscheidung, Pilnacek obduzieren zu lassen, genommen hatte.

Zeugin fühlte sich von Sobotka bedroht

Der ehemalige ÖVP-Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka soll ihr gesagt haben, dass sie nicht mit Journalisten sprechen und diesen gegenüber nicht behaupten solle, dass Pilnaceks’ Tod kein Selbstmord gewesen sei. Sie habe sich von Sobotka bedroht gefühlt. Bundespolizeidirektor Michael Takacs soll ihrer Mitbewohnerin Anna P. geraten haben, Pilnaceks Laptop verschwinden zu lassen. P. habe ihr das kurz nach ihrem Telefonat mit dem Bundespolizeidirektor erzählt.

Hoffnung, dass Pilz-Recherchen den Fall lösen

Mit Peter Pilz habe sie vor der Berichterstattung auf dessen Nachrichtenportal ZackZack keinen Kontakt gehabt, auch sei sonst niemand von ZackZack an sie herangetreten. Hinsichtlich des Laptops habe sie mit Pilz nichts besprochen. Sie hätte die Hoffnung gehabt, dass die Angelegenheit bei Pilz in guten Händen sei. Dass Fellner Teil eines sogenannten “Putztrupps” war (Pilz hatte die Ermittler im Pilnacek-Fall als “polizeilichen Putztrupp” bezeichnet), will sie nicht wahrgenommen haben.

Presse-Redakteur hatte beim Gespräch mit Lebensgefährtin keine Zweifel

Gernot Rohrdorfer, Presse-Journalist und Autor des Buches “‘Er muss weg!’ – Der Fall Pilnacek” sagte als letzter Zeuge aus. Karin W. hielt er für eine glaubwürdige Quelle. Zu einem Fehlverhalten Fellners habe sie ihm nichts gesagt. Auch soll sie ihm nicht mitgeteilt haben, dass sie Pilnaceks Handy an dessen Witwe übergeben hat.

Der Prozess wird am 14. Mai um 13.30 in Raum 401 des Wiener Landesgerichts für Strafsachen fortgesetzt. Dann soll auch die Witwe von Christian Pilnacek befragt werden.

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