Unzensuriert hat am 19. Februar 2009 das Licht der Medien-Welt erblickt. Heute, Mittwoch, feiert das Online-Medium seinen 16. Geburtstag.
Aus diesem feierlichen Anlass präsentieren wir Ihnen ein Interview mit dem Gründer von unzensuriert, dem freiheitlichen Nationalratsabgeordneten Martin Graf, und dem Geschäftsführer, Walter Asperl.
Unzensuriert war die Mutter aller alternativen Medien
Unzensuriert wurde vor 16 Jahren gegründet, um das, was Mainstream-Medien verschweigen, öffentlich zu machen. Erfüllt unzensuriert auch heute noch diese Aufgabe?
Walter Asperl: Damals war das Problem, dass es neben dem Mainstream überhaupt kein anderes Medium gegeben hat. Man ist mit den Geschichten abseits des Mainstream nicht durchgedrungen. Heute ist es insofern besser, weil nach dem Erfolg von unzensuriert auch andere alternative Medien gegründet worden sind. Aber grundsätzlich ist es auch heute ein großes Manko, dass im Mainstream viele Dinge verschwiegen werden.
Martin Graf: Unzensuriert war die Mutter aller alternativen Medien, darauf können wir stolz sein.
Kämpfer für Pressefreiheit
Unzensuriert erscheint unter dem Motto „Demokratisch, kritisch, polemisch und selbstverständlich parteilich“. Was kann man darunter verstehen?
Walter Asperl: Der Wahlspruch stammt aus der Bewegung des 19. Jahrhunderts, als August Wirth (ein deutscher Jurist, Schriftsteller und Politiker, Anm.) für die Pressefreiheit und gegen die Zensur gekämpft hat. Aus dieser Zeit ist unser Wahlspruch. Und wir verstehen uns auch als Kämpfer für die Pressefreiheit.
Wie erfolgreich kann sich ein parteiliches Medium wie unzensuriert auf dem Medienmarkt behaupten?
Walter Asperl: Parteilich im Sinne dessen, dass wir parteilich gegenüber den Bürgern sind – und grundsätzlich ist jedes Medium parteilich. Andere behaupten, sie wären es nicht. Wir sind es und stehen auch dazu. Wir haben eine klare Linie, so wie gemäß Journalistengesetz jede Zeitung eine klare Linie haben müsste. Wir können uns deshalb am Markt gut behaupten, weil unsere Linie rechts der Mitte ist, was im Mainstream selten vorkommt.
Martin Graf: Unzensuriert ist nicht im parteipolitischen Sinne parteilich, sondern für die Werte, für die man einsteht: für Presse- und Medienfreiheit, Grund- und Freiheitsrechte. Und es geht darum, auch die andere Sichtweise darzustellen, abseits der Einheitsmeinung.
Ohne Presseförderung und ohne Regierungs-Inserate
Warum gibt es links der Mitte keine so erfolgreichen Medien wie alternative Produkte rechts der Mitte?
Walter Asperl: So stimmt das ja nicht, weil der Mainstream per se links ist, und sie haben natürlich wesentlich mehr Leser. Sie werden aber auch dementsprechend von staatlicher und halbstaatlicher Seite massivst unterstützt. Deshalb gibt es ein totales Ungleichgewicht. Dennoch sind die alternativen Medien – wenn man sie auf Finanzierung und Leser umlegt – viel erfolgreicher.
Unzensuriert kommt gänzlich ohne Presseförderung und Regierungs-Inserate aus. Gezwungenermaßen?
Walter Asperl: Teilweise natürlich gezwungenermaßen. Theoretisch könnten wir um eine Presseförderung ansuchen. Das haben wir noch nicht gemacht. Diese Art der Förderung für digitale Medien gibt es aber erst seit einem Jahr. Das ist eine Überlegung wert, wobei der große Kuchen in Österreich nicht über die Presseförderung ausgeteilt wird, sondern über Inserate, die völlig willkürlich von Seiten der Regierung beziehungsweise der regierungsnahen Firmen vergeben werden. Dieser Topf ist derzeit etwa mit 250 Millionen Euro im Jahr gefüllt. Und davon profitieren wir überhaupt nicht.
Qualität bestimmen die Leser
In letzter Zeit wurde viel über Qualitätsmedien gesprochen. Welche Kriterien muss ein Qualitätsmedium erfüllen und gehört unzensuriert dazu?
Walter Asperl: Qualität bestimmen in erster Linie die Leser, die darauf achten. Ich gehe davon aus, dass die Qualität eines Mediums vorhanden ist, wenn es viel gelesen wird. Die Qualitäts-Kriterien, die jetzt oft in den Raum gestellt werden, sind sehr subjektiv. Wie soll denn das gemessen werden? Wenn ich jetzt davon ausgehe, dass eine staatliche oder halbstaatliche Institution, die ja bereits existiert im Bereich der sozialen Medien mit den sogenannten “Faktencheckern”, die dann ihre Wahrheit als einzige Wahrheit glaubt, hat das mit Qualität nichts zu tun. Qualität bedeutet, dass die Zeitung gerne gelesen wird. Es müssen freilich die journalistischen Grundsätze angewendet werden.
Martin Graf: Die Medien sollten ja grundsätzlich die vierte Gewalt im Staat darstellen. Das ist in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend abhandengekommen – sowohl im sogenannten Qualitätsjournalismus als auch im Boulevard. Sie kontrollieren ja nicht die Mächtigen und die Regierenden, wie wir das leidvoll überall merken, sondern sie haben in der Regel die Opposition im Visier. Auch, um Konkurrenz fernzuhalten. Das ist eine Triebfeder, und die andere ist, dass sie das verinnerlicht haben. Ein guter alter journalistischer Grundsatz heißt, man darf sich mit dem Thema gemein machen, aber nicht mit den handelnden Personen. Das ist leider nicht mehr so, man spricht seit Jahren von gekauften Medien – zum Teil berechtigt.
Ein paar Millionen Leser pro Monat
Welchen Stellenwert hat unzensuriert im heutigen Medienmarkt?
Walter Asperl: Wir haben eine kleine, aber feine Leserschaft mit vermutlich mehr als einer Million Leser über alle Kanäle. Man merkt es bei den Rückmeldungen, dass die Artikel sehr positiv aufgenommen werden. Und wir genießen einen großen Bekanntheitsgrad, obwohl wir kein Geld für großflächige Werbung haben. Wir sind in Wirklichkeit auf Mundpropaganda angewiesen. Wenn man die gesamten alternativen Medien in Österreich zusammenzählt, glaube ich schon, dass wir einen großen Prozentsatz der Menschen erreichen.
Gibt es Pläne, wie sich unzensuriert in den kommenden Jahren präsentieren soll?
Walter Asperl: Insgesamt haben wir uns für heuer und die kommenden Jahre vorgenommen, stärker in die Öffentlichkeit zu gehen. Wir werden dem Produkt ein Gesicht geben. Und wir werden versuchen, wieder stärker Richtung Bewegtbild zu arbeiten, wie wir es schon vor Jahren ziemlich erfolgreich gemacht haben.