Bis 1989 waren die Tschechen in der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik (CSSR) eingesperrt.

30. November 2024 / 14:13 Uhr

Nach 35 Jahren: Höhere Pensionen für Dissidenten, Kürzung bei Kommunisten

Nach dem Zweiten Weltkrieg senkte sich auch auf Böhmen und Mähren das trostlose „Paradies der Werktätigen“. Wer dem Sozialismus nicht folgte und ihn gar kritisierte, lebte gefährlich. Verhaftungen, Vertreibungen, Berufsverbote, Lohnkürzungen, Benachteiligungen vieler Art – das ganze Programm der Demoralisierung wurde aufgefahren, um Abweichler auf Linie zu bringen.

Hungerstreik bringt Stein ins Rollen

35 Jahre später protestierte der Dissident Jiří Gruntorád gegen die Ungerechtigkeit, dass damalige Systemkritiker heute deutlich weniger Pension erhalten als die kommunistischen Parteifunktionäre.

Der 71-Jährige war vier Jahre im Gefängnis gesessen, weil er dem Sozialismus nicht gehuldigt hatte, verlor dadurch Versicherungsjahre und -höhen. Vor einem Jahr baute er ein Zelt vor dem Regierungssitz in Prag auf und trat in den Hungerstreik, auf dass die Benachteiligungen für die Kritiker des Sozialismus, die bis in die Pensionszeit nachwirken, beendet werden.

Symbolische Geste

Mit Erfolg. Arbeitsminister Marian Jurečka gab Mitte November bekannt, dass die Pensionen von Dissidenten aufgestockt und die von früheren hohen kommunistischen Funktionären gekürzt werden:

Was wir im Pensionsbereich gemacht haben, ist eher eine symbolische Geste.

Denn eine „vollständige Entschädigung oder eine absolute Gerechtigkeit seien nach den vielen Jahren nicht möglich.“ Wer den Widerstand gegen den Kommunismus nachweisen kann, erhält automatisch die Pensionserhöhung auf die Durchschnittspension. 430 Dissidenten profitieren von dieser Neuregelung und erhalten pro Monat um 170 Euro mehr als bisher.

Kürzung bei Verantwortlichen

Gleichzeitig wurde 177 Personen die Pension um rund 58 Euro gekürzt, die kommunistische Führungspositionen innehatten und das Land unter der Knute hielten.

Jurečka will aber auch die Generalstaatsanwälte, Militärkader, Sicherheitsdienst und Staatssicherheit sowie Mitglieder des Generalstabs der Volksarmee, des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei und des Obersten Gerichtshofs zur Verantwortung ziehen. 2.500 Personen fallen in diese Gruppe. Sie alle verfügen über eine deutlich höhere Pension als die Dissidenten, die sie kraft ihrer Parteifunktionen überwachen, einsperren und diskriminieren ließen. Diese Ungerechtigkeit soll jetzt endlich beseitigt werden.

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