Am Präsidentensitz in Bukarest könnte Calin Georgescu einziehen. Ihm wurde in Umfragen weniger als die Hälfte der Stimmen vorhergesagt, die er gestern, Sonntag, errang.

25. November 2024 / 15:36 Uhr

Präsidentenwahl: Rechter Kandidat gewinnt wider Vorhersagen deutlich

In ganz Europa geht es nach rechts. So auch in Rumänien, wo gestern, Sonntag, die erste Runde der Präsidentschaftswahlen stattfand.

Stichwahl am 8. Dezember

Gewonnen hat nach aktuellem Auszählungsstand der als „Rechtspopulist“ verunglimpfte Bewerber Calin Georgescu mit 22,59 Prozent der Stimmen. Auf Platz zwei kam der in Umfragen als Favorit gehandelte sozialdemokratische Ministerpräsident Marcel Ciolacu mit 19,55 Prozent. Die Sozialdemokraten sind die direkte Nachfolgepartei der Kommunisten des langjährigen Diktators Nicolae Ceausescu.

Georgescu und Ciolacu werden in der Stichwahl am 8. Dezember um die Nachfolge des bisherigen Präsidenten Klaus Iohannis antreten.

Nachfolger für Siebenbürger Sachsen

Der Siebenbürger Sachse Iohannis darf nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten. Er war 2014 überraschend zum Staatspräsidenten gewählt worden, weil er einerseits die in Rumänien bis heute hoch angesehenen deutschen Tugenden – Fleiß, Disziplin, Ehrlichkeit – verkörperte und seine Heimatstadt Hermannstadt als Bürgermeister zu einer wirtschaftlichen und kulturellen Blüte geführt hatte. Bis heute hält dort die deutsche Partei die absolute Mehrheit, obwohl die Deutschen nur noch zwei Prozent der Bevölkerung stellen.

Ende der Ukraine-Hilfe als Wahlkampfthema

Der parteilose Georgescu setzte im Wahlkampf auf moderne Kanäle wie TikTok und inhaltlich auf die Souveränität Rumäniens: Er fordert das Ende der Hilfe für die Ukraine und äußerte sich skeptisch über die NATO-Mitgliedschaft. Entsprechend erklärte er gestern Abend:

Das rumänische Volk hat nach Frieden geschrien. Und es hat sehr laut geschrien, sehr laut.

Politisches Erdbeben

Wie auch in anderen Ländern wurde im Vorfeld der Wahl gestern dem rechten Kandidaten weniger Zustimmung vorausgesagt, sogar unter zehn Prozent und damit weniger als die Hälfte der tatsächlich errungenen Stimmen. Die Medien sahen die Mitte-Rechts-Kandidatin Elena Lasconi an zweiter Stelle und den Sozialdemokraten an erster.

Gekommen ist es anders. Ganz anders. Zusammen erhielten die Kandidaten der Rechten rund ein Drittel der Stimmen – ein politisches Erdbeben in dem 19 Millionen Einwohner zählenden NATO- und EU-Mitgliedsland.

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