Heute, Dienstag, ist es exakt drei Wochen her, dass für gesamt Klagenfurt eine Warnung für das Leitungswasser herausgegeben wurde. Man hatte eine starke Verunreinigung durch Bakterien festgestellt. Die meisten Bezirke sind inzwischen wieder freigegeben, doch zehntausende Bürger haben zu Hause immer noch keinen Zugang zu Trinkwasser.
Zustand seit bald einem Monat
Die Verschmutzungs-Ursache wurde dabei immer noch nicht festgestellt, Stadtwerke und Politik tappen im Dunkeln. Einzelne Bezirke werden nach und nach seit rund einer Woche nur wieder freigegeben, da die Leitungen mühsam und kostspielig gereinigt werden. Die Kosten belaufen sich inzwischen auf rund eine Million Euro. Doch zehntausende Bürger haben immer noch keine Freigabe: So sitzen gerade die Innenstädter, aber auch der einwohnerstarke Bezirk Waidmannsdorf wortwörtlich „auf dem Trockenen“. Zwar wird kostenlos Wasser verteilt, wie die Kleine Zeitung berichtet, inzwischen auch durch einen Bundesheereinsatz. Dennoch ist der Zustand nun über fast einen Monat in einer mitteleuropäischen Landeshauptstadt nur als unwürdig zu bezeichnen.
Staatsanwaltschaft nimmt Scheider ins Visier
Als politischer Hauptverantwortungsträger gerät Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten) ins Visier. Als dieser, ebenfalls von der Kleinen Zeitung, zu der Causa befragt wird, gibt er sich zögerlich. „Peinlich ist das falsche Wort“, es wird auf andere ähnliche Fälle verwiesen. Von einer Verantwortung oder einem Rücktritt will er nichts wissen. Inzwischen sieht das die Staatsanwaltschaft aber auch anders. Diese prüft einen Anfangsverdacht gegen Scheider und Stadtwerksvorstand Erwin Smole. Für die Verunreinigung können beide freilich nichts – für das katastrophale Krisenmanagement aber sehr wohl. Die Bevölkerung sei angeblich zu spät informiert worden, frühere Hilfen durch das Bundesheer seien zunächst abgelehnt worden.
Anrainer verärgert über Schwierigkeiten
Dies hilft indes den Klagenfurter Einwohnern wenig. Inzwischen habe man sich an die skurrile Situation, die mehr in ein Land der Dritten Welt als in eine mitteleuropäische Landeshautstadt passt, gewöhnt. Dennoch bringt der neue Alltag Schwierigkeiten mit sich. So beschwert sich eine ältere Dame, die noch mobil ist, gegenüber unserer Redaktion, dass man nur noch Fünf-Liter-Kanister kostenlos zur Verfügung gestellt bekommt, die man nach dem Öffnen schnell verbrauchen soll. Dies sei für die alleinlebende Dame viel zu viel. Ein weiterer Anrainer, ein Innenstädter ohne Auto, fragt sich, wie er die besagten Kanister vom Messegelände über einen Kilometer zu sich an den Pfarrplatz bringen soll. Der Einzelhandel ist indes überfordert, da die Anrainer zumindest das Stille Wasser in 1,5-Liter-Flaschen schnell leerkaufen.