Der Verdacht für die Sabotage an den „Nord Stream“-Pipelines vor fast zwei Jahren fällt auf einen Ukrainer. Der deutsche Generalbundesanwalt sucht den Mann, der anscheinend in Polen untergetaucht sein soll, per Haftbefehl.
“Putins Trolle leisten ganze Arbeit”
„Viele Experten halten Russland für den wahrscheinlichen Verursacher“, schrieb Focus am 30. September 2022 über die Sprengung der “Nord Stream”-Röhren. Dem nicht genug, war im Titel zu lesen: „Putins Trolle leisten ganze Arbeit“. Dagegen stellten sich Menschen mit Hausverstand folgende Frage: Warum sollte Putin die lukrative Einnahmequelle des Gas-Exports vernichten?
Zwei weitere Ukrainer unter Verdacht
ARD, Süddeutsche Zeitung (SZ) und Die Zeit berichten jetzt, dass der Ukrainer Wolodymyr Z. der Tat verdächtigt wird. Zwei weitere ukrainische Staatsangehörige, darunter eine Frau, gelten der Recherche zufolge für die Ermittler als mögliche Helfer der Anschläge vom 26. September 2022.
Während Schweden und Dänemark die Ermittlungen zu dem Fall Anfang des Jahres bereits eingestellt hatten, führte der Generalbundesanwalt sein Verfahren wegen des Verdachts der “vorsätzlichen Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion” sowie der “verfassungsfeindlichen Sabotage” fort.
Polen stellt sich bei Rechtshilfe-Ansuchen taub
Von polnischer Seite soll es bisher auf das deutsche Rechtshilfe-Ersuchen keine Rückmeldung gegeben haben. Warum die polnischen Behörden Wolodymyr Z. nicht festgenommen haben, ist nicht bekannt. Nach den gemeinsamen Regeln des Europäischen Haftbefehls, die Deutschland und Polen als verbindlich erachten, wäre eine Festnahme binnen 60 Tagen ohne weitere Prüfung durch Polen zu erwarten gewesen. Die Frist ist inzwischen abgelaufen.
Selenskyj bestreitet Mitwisserschaft
Vieles scheint also noch unklar in dem Krimi um die Pipelines-Sprengung: Die Rolle Polens, aber auch die Rolle des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der eine Mitwisserschaft, geschweige denn eine Beteiligung am Sabotage-Akt, stets vehement bestritten hatte.