Im sogenannten Sommerloch gibt es für die Innenpolitik-Schreiber in den Medien wenig Skandalöses zu berichten, weil die meisten Politiker – wie alle anderen Berufstätigen auch – Urlaub machen. Das bietet der Journaille die Möglichkeit, aus jeder Mücke einen Elefanten oder Unwichtiges zur Lebensfrage zu machen.
Pinkeln beim Duschen ist ungesund
So warnte Oe24 vor einigen Tagen davor, beim Duschen zu pinkeln. Das sei ungesund. Denn das könnte folgende Auswirkung haben: Kaum dreht jemand irgendwo einen Wasserhahn auf und lässt Wasser fließen, entsteht bei manchen Menschen durch die Dusch-Pinkel-Assoziation der unstillbare Drang, Wasser zu lassen.
Öffentlich dem Gespött preisgeben
In diese Kategorie von Berichterstattung passt das Geschreibsel von Ida Metzger in der Kronen Zeitung. In ihren Pamphleten hat sie die Blauen als ihre Lieblingsgegner auserkoren – und heute, Freitag, speziell den EU-Abgeordneten Harald Vilimsky, dem sie in mittelalterlicher Methode eine Eisenmaske verpassen möchte. Wörtlich schrieb Metzger:
Im Mittelalter war die Eisenmaske eine Bestrafungsmethode für Beleidigung oder moralische Verfehlungen. Die Träger der Maske wurden so öffentlich dem Gespött preisgegeben.
“Politisches Hexentrio”
Was die punzierte FPÖ-Kritikerin zu dieser martialischen Forderung veranlasste, war die jüngste Äußerung von Vilimsky in einer Pressekonferenz, in der er die EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola, EZB-Präsidentin Christine Lagarde und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen als „politisches Hexentrio“ bezeichnete.
Journalistischer Folterknecht
Metzger machte sich Sorgen um das Sprachniveau, das nach unten nivelliert werde und zur Radikalisierung führe. Abgesehen davon, dass die Krone-Schreiberin selbst eine Eisenmaske als Bestrafung für Politiker vorschlägt und dadurch zum journalistischen Folterknecht wird, war Metzger bei Aussagen des grünen Vizekanzlers Werner Kogler, der im Hohen Haus die Demonstranten gegen die übertriebenen Corona-Maßnahmen pauschal als Neonazis, Staatsfeinde, Faschisten und Schwurbler bezeichnete, nicht so pingelig.
Keine mittelalterliche Bestrafung für SPÖ-Abgeordneten
Und auch als SPÖ-Genosse Andreas Kollross, Nationalratsabgeordneter und Bürgermeister von Trumau im Bezirk Baden in Niederösterreich, „sexuelle Phantasien“ von sich gab, indem er sinngemäß das Recht der ersten Nacht mit jeder jungen Untertanin für den Bürgermeister einforderte, blieb die geschmacklose Frauenverachtung des roten Ämtermultis von der mittelalterlichen Bestrafung durch Metzger verschont.
Selbstjustiz der Krone-“Richterin”
Jetzt, im medialen Sommerloch, geht Metzger im Vergleich mit den Aussagen Koglers und Kollross’s für Politiker doch harmloseren bildlichen Sprache Vilimskys härter ins Gericht. Am Strand von Riccione, in Istrien oder Dalmatien, vielleicht aber auch zuhause in einem Schwimmbad oder am See wird die angedachte Selbstjustiz der Krone-„Richterin“ dennoch kaum jemanden interessieren.