Weil er seiner Meinung nach beim Einchecken in ein Hotel nicht respektvoll genug behandelt wurde, setzte der weithin unbekannte Musiker Gil Ofarim eine infame Antisemitismus-Lüge in die Welt, die einem korrekten Hotelangestellten beinahe die Existenz gekostet hätte und durch die ein Hotel unschuldig an den medialen Pranger geriet. Heute, Dienstag, legte er vor dem Leipziger Landgericht ein Geständnis ab. Die Geschichte war frei erfunden.
Geständnis am sechsten Verhandlungstag
Paukenschlag am heutigen sechsten Verhandlungstag im Landgericht Leipzig. Der wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung angeklagte Musiker Gil Ofarim räumte in einem Geständnis ein, die Vorwürfe wegen Antisemitismus gegen einen Hotelangestellten erfunden zu haben. An den Hotelangestellten Markus W. adressiert, sagte er: „Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen. Es tut mir leid, ich habe das Video gelöscht.“ Der Hotelangestellte nahm die Entschuldigung an.
Zeugenaussagen fatal
Die bisherigen fünf Verhandlungstage waren für den Angeklagten denkbar schlecht verlaufen. Kein einziger Zeuge konnte die Behauptungen Ofarims bestätigen, dass er eine Halskette mit Davidstern getragen hätte oder, dass er vom Hotelangestellten antisemitisch beleidigt worden sei. Auch auf Videoaufnahmen der Überwachungskameras des Hotels war die inkriminierte Halskette nicht zu sehen. Aufgrund dieser Tatsachen schien sich der Musiker der Ausweglosigkeit seiner Situation bewusst geworden zu sein, was zu seinem Geständnis führte.
Motiv: Beleidigtes Ego
Weil beim Einchecken in ein Hotel sein Ego als vermeintlicher „Prominenter“ beleidigt wurde, nahm er mit seiner Lügengeschichte in Kauf, dass ein kleiner Hotelangestellter deutschlandweit als Antisemit gebrandmarkt wurde und unschuldig seinen Job hätte verlieren können. Und welches andere Hotel hätte einen „Antisemiten“ eingestellt? Zudem waren jüdische Organisationen in Aufruhr geraten, Vorverurteilungen hatten Saison.
Der Lügner kommt billig davon
Das alles schien den Richter weitgehend unbeeindruckt gelassen zu haben. Statt gegen den Lügner für seine Tat ein gerechtes Urteil zu fällen, durfte sich Ofarim für wenig Geld freikaufen. Denn das Verfahren gegen ihn wurde unter der Auflage eingestellt, dass er jeweils einen Betrag in Höhe von 5.000 Euro an die Jüdische Gemeinde zu Leipzig und die Gedenk- und Bildungsstätte-Haus der Wannsee-Konferenz spendet.
Das Gericht begründete die Einstellung des Verfahrens mit der Erklärung, dass der Hotelmanager durch Ofarims Entschuldigung wirkungsvoller rehabilitiert wurde, als es durch ein Urteil möglich gewesen wäre. Der Angeklagte und der Nebenkläger hätten sich geeinigt, der Weg der Schadenswiedergutmachung wurde eingeschlagen und die Verbindlichkeit des Rechts gewährleistet.
Die Vorgeschichte
Im Oktober 2021 veröffentlichte der Musiker Gil Ofarim auf der Plattform „Instagram“ ein Video mit dem Vorwurf, von einem Rezeptionisten des Hotels “The Westin Leipzig” antisemitisch beleidigt worden zu sein. Er beklagte vor dem Hotel sitzend, er habe wegen seiner Halskette mit Davidstern nicht einchecken können und sei aufgefordert worden, den Stern „wegzupacken“. Der vermeintliche antisemitische Vorfall löste einen Sturm der Empörung aus, Mainstreammedien berichteten. Am Folgetag trafen vor dem Hotel 600 Personen aus Solidarität mit dem vermeintlichen Antisemitismus-Opfer zu einer Protestkundgebung zusammen. Die Existenz des Hotelangestellten und der gute Ruf des Hotels schienen vernichtet.
Doch schon bald kamen Zweifel an der Version des Musikers auf. Die Ermittlungsbehörden konnten keinen einzigen Beweis für die Behauptung Ofarims finden. Nach Abschluss der Ermittlungen stellte die Staatsanwaltschaft im März 2022 das Verfahren wegen Volksverhetzung gegen den Hotelmitarbeiter ein und erhob gegen Ofarim Anklage wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung, welche später um falsche Versicherung an Eides statt und Betrug ergänzt wurde.
Heute, Dienstag, fiel mit dem Geständnis Ofarims das Lügengebäude schließlich zusammen.