Nach dem Militärputsch spitzt sich die Situation im schwarzafrikanischen Niger zu.
Jahrestag der Unabhängigkeit
Zum 63. Jahrestag der Unabhängigkeit von Frankreich demonstrierten hunderte Anhänger des neuen Machthabers in der Hauptstadt Niamey für den Machtwechsel. In seiner Fernsehansprache gestern, Mittwoch, rief der neue starke Mann, General Abdourahmane Tchiani, zur Verteidigung des Landes auf und warnte vor ausländischer Einmischung und militärischer Intervention gegen den Putsch.
Gescheiterte Selbstverwaltung
Seit dem Ende der französischen Kolonialverwaltung gab es im zentralafrikanischen Land erst einen einzigen friedlichen Machtwechsel, eben zum jetzt abgesetzten Präsidenten Mohamed Bazoum. Dieser wird auch vom Westen unterstützt.
Der Westen erreichte auch, dass die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS Sanktionen gegen Niger verhängt hat und sogar mit militärischer Intervention droht. Tchiani bezeichnete diese Sanktionen als „illegal, ungerecht, unmenschlich und beispiellos“. Er versprach in seiner Fernsehansprache, die Voraussetzungen für einen friedlichen Übergang zu Wahlen schaffen zu wollen.
Einfluss Frankreichs weiter hoch
ECOWAS hatte sich nach der Entkolonialisierung herausgebildet und steht unter westlichem Einfluss. Nach wie vor ist Frankreich stark in Niger engagiert. So hat auch Paris mehr als tausend Menschen, darunter etwas mehr als die Hälfte Franzosen, außer Landes in Sicherheit gebracht. Tchiani konterte, dass Franzosen in Niger nie „der geringsten Bedrohung“ ausgesetzt gewesen seien und es „keinen objektiven Grund gebe, Niger zu verlassen“.
Weltpolitische Bedeutung
Niger mit seinen 25 Millionen Einwohnern war bisher im Einflussbereich von USA und EU, insbesondere Frankreichs. Nicht umsonst haben die Demonstranten Schilder mitgetragen, auf denen stand: „Frankreich raus aus Afrika“. Einige schwenkten russische Fahnen.
Der Machtwechsel Nigers wäre nach Mali ein nächster Prestige- und Machtverlust der USA und Frankreichs. Damit würde ein Streifen antiwestlicher Staaten quer durch Afrika, von Guinea bis Sudan, entstehen.