Kostenlawine stoppen, Neutralität verteidigen, Gesundheitsversorgung retten – Es gäbe wahrlich genug zu tun für Österreichs Polit-Establishment. Doch die schwarz-rot-grün-pinke Einheitspartei hat ein anderes Thema gefunden: Kickl verhindern. Denn das schadet der Bevölkerung genauso wie das Versagen in den erstgenannten Bereichen. Und auf Schaden produzieren versteht man sich.
Was Kickl sagt, darf man nicht lesen
Schlägt man am Wochenende die Zeitungen bzw. ihre Online-Ausgaben auf, so dreht sich alles nur um den freiheitlichen Oppositionsführer. Er selbst kommt in einem sechsseitigen Profil-Interview samt Titelblatt ausführlich zu Wort, welches das linke Medium im Besitz ÖVP-naher Kreise aber hinter einer Bezahlschranke versteckt. Ein größeres Publikum als die handverlesenen und vor allem systemtreuen Profil-Abonnenten darf nur lesen, was ÜBER Kickl, aber nicht was VON Kickl gesagt wird. Gratis stellt das Magazin den Lesern hingegen eine einschlägig motivierte Sammlung freiheitlicher Skandale – bzw. was man in der Redaktion dafür hält – aus der Feder eines gewissen Max Miller zur Verfügung.
Hobby-Psychologinnen Maurer und Meinl-Reisinger
In den Tageszeitungen arbeitet sich die politische Konkurrenz intensiv am FPÖ-Obmann ab: Für NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger macht ihn die Tatsache, dass Kickl das bloße Faktum der Homosexualität nicht als Grund zum Feiern sieht, gleich zur „lustfeindlichen Spaßbremse“, wie das Dichand-Medium Heute begeistert berichtet. Dabei sollen auch „Heteros“ Lust und Spaß haben, vielleicht aber nicht alle…
Sigrid Maurer, grüne Klubobfrau-Kollegin der pinken Humortherapeutin, betätigte sich ebenfalls hobby-psychologisch, allerdings mit anderem Ergebnis: Sie glaubt, Kickl fürchte sich vor „Buntheit und Vielfalt“, gab sie mit bunter Schminke im Gesicht dem bunten Sender Puls4 bekannt, der sich sofort erkenntlich zeigte mit der lobenden Bemerkung, dass die Grünen für „Liebe, Vielfalt, Offenheit“ stünden.
Mehr Ausländer rein!
Nochmals Meinl-Reisinger in der Kleinen Zeitung: „Herr Kickl, wer soll Sie später pflegen?“ – Die Antwort ist der Bezahlschranke zum Opfer gefallen, allerdings auch wenig interessant, denn der NEOS-Politikerin saß zum Interview nicht der FPÖ-Chef, sondern die Journalistin Christina Traar gegenüber. Vermutet werden darf, dass die rhetorische Frage der Bewerbung von mehr Ausländerzuzug nach Österreich dient.
Sobotka schwingt Nazikeule
Mit dem größten Geschütz darf das größte Kaliber auffahren: Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) unterstellt der FPÖ – wie könnte es anders sein! – die Verwendung von „Nazi-Begriffen“. Martin Gebhart, der Journalist, der Sobotkas Tiraden demütig notiert hat, fasst dienstfertig zusammen: „Für den Nationalratspräsidenten spielen die Freiheitlichen in ihren Reden gezielt mit Begriffen aus der NS-Zeit. Der Regisseur dahinter ist für ihn Herbert Kickl.“ Mehr muss der Leser nicht wissen – Bezahlschranke!
Angst im Nacken treibt die Konkurrenz an
Wenn die Großen so viel Wirbel schlagen, wachen auch die kleinen Lichter auf. Die Rolle des Wadlbeißers von ganz unten gibt ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker in der Tiroler Tageszeitung: „Die Bedenken gegen Kickl werden mehr“ – Bezahlschranke! Tatsächlich dürften nicht die Bedenken GEGEN Kickl, sondern die Bedenken WEGEN Kickl mehr werden. Oder etwas drastischer formuliert: Den Systemparteien sitzt die Angst im Nacken.