Russlands Außenminister Sergei Lawrow befindet sich auf Werbetour in Lateinamerika. Ziel ist die Stärkung der Beziehungen zu den einzelnen Staaten. Nach Brasilien und Venezuela traf Lawrow gestern, Mittwoch, in Nicaragua ein. Dort regiert Präsident Daniel Ortega, einst gefeierte Ikone europäischer Linker.
Liebling der österreichischen Linken
1979 war der herrschende Somoza-Clan vom Futtertrog geputscht worden, und Ortega als Anführer einer Regierungs-Junta übernahm die Macht. Er ließ sich demokratisch wählen und wurde in den 1980er Jahren aus Europa massiv unterstützt.
Keine ÖH-Wahl ohne Nicaragua-Unterstützung, keine Ö1-Sendung ohne wohlwollenden Beitrag über die neue linke Regierung in diesem wirtschaftlich schwachen lateinamerikanischen Staat.
Real existierende linke Politik
Doch Ortegas Stern sank rasch, und er wurde schließlich abgewählt und in Opposition geschickt. 2006 gelang ihm die Wiederwahl, die er seither diktatorisch verteidigt. Keine Scheu davor, die Verfassung außer Kraft zu setzen, Betrugs- und Korruptionsvorwürfe sitzt er aus, wichtige Posten besetzte er mit Familienmitgliedern, etwa seiner Frau, die heute Vizepräsidentin des Landes ist. Demonstrationen gegen seine Regierung ließ er 2018 blutig niederschlagen. „Die Repression führt zur Rezession“, schrieb der Deutschlandfunk über das verarmte Land.
Über all dies wurde nicht mehr berichtet. Keine Ö1-Sendung mehr über Nicaragua, war doch der linke Traum wieder einmal geplatzt.
Kritik an USA
Ortega fährt entsprechend ein ganz eigenes Programm. Und dazu gehört Kritik an den USA. Im Rahmen des Besuchs von Lawrow bezeichnete er die USA als „Dirigenten eines Terror-Orchesters“ im staatlichen Fernsehen. Alle Länder der Welt litten laut Ortega unter dem Konflikt in der Ukraine. Die USA benützten die Ukraine, um gegen Russland zu agieren.
Mit Lawrow sprach Ortega „zunächst über Frieden“ in der Ukraine. Am Abend reiste der russische Außenminister nach Kuba weiter, einem weiteren linken „Paradies“.