Im beschaulichen Rostock regiert erstmals seit der Wende wieder jemand von der einstigen SED. Die Bürger hatten die Wahl zwischen der einstigen Mauerschützenpartei und einem Kandidaten, der für die Stasi gearbeitet hatte.

28. November 2022 / 17:12 Uhr

OB-Wahl in Rostock: Linke siegen wegen erschreckend geringer Wahlbeteiligung

Die Linken-Politikerin Eva-Maria Kröger ist zur neuen Oberbürgermeisterin der norddeutschen Hafenstadt Rostock gewählt worden. Auch SPD und Grüne hatten sich in der Stichwahl für sie starkgemacht. Die Mecklenburg-Vorpommer’sche Landtagsabgeordnete erhielt 58,4 Prozent der Stimmen.

Wahl zwischen SED und Stasi

Damit ist das Rathaus der Hansestadt erstmal seit dem Ende der DDR wieder in der Hand der umbenannten SED. Der parteilose Michael Ebert, den CDU, FDP und die “Unabhängigen Bürger für Rostock” unterstützt hatten, kam laut amtlichem Endergebnis auf 41,6 Prozent. Der Landeschef der Bereitschaftspolizei musste sich allerdings gegen Vorwürfe wehren, zu DDR-Zeiten beim Wachregiment “Feliks Dzierzynski” des Ministeriums für Staatssicherheit (kurz: Stasi) gearbeitet zu haben.

Die meisten Wahlberechtigten wollten keinen der beiden Kandidaten und boykottierten die Wahl. Die Beteiligung lag lediglich bei 36,9 Prozent, wie der NDR berichtete. Das bedeutet, die Linken können nicht für sich in Anspruch nehmen, die Mehrheit der Bürger zu representieren. Ungeachtet dessen sind die politischen Verhältnisse in der Ostsee-Metropole trotzdem komplett zugunsten von Rot-Rot-Grün gekippt. Die Linke verfügt bereits jetzt in der Bürgerschaft über die stärkste Fraktion. Gemeinsam mit SPD und Grünen hat das Links-Bündnis eine deutliche Mehrheit.

Sieben Jahre linke Herrschaft

Die Oberbürgermeisterin ist auf sieben Jahre gewählt. Im Wahlkampf hatten mutmaßliche Linksextremisten mehrfach Anschläge auf den AfD-Kandidaten Michael Meister verübt. Im ersten Wahlgang erhielt der Landtagsabgeordnete 6,5 Prozent der Stimmen. Die Neuwahl war notwendig geworden, weil der bisherige Amtsinhaber Claus Ruhe Madsen im Juni als parteiloser Wirtschaftsminister nach Schleswig-Holstein gegangen war. Rostock ist mit 208.400 Einwohnern die größte Stadt Mecklenburg-Vorpommerns.

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