Sie stehen gerade nicht unter einem guten Stern, die Kaufhäuser des Investors Rene Benko. Gerade musste Galeria Kaufhof in Düsseldorf Insolvenzantrag stellen, die Hälfte aller Häuser wird wahrscheinlich schließen müssen.
Glaubensschwester kümmert sich um Präsentation
Mit einem zeitgleichen Wohlfühlthema sollte wohl die schlechte Nachricht kaschiert werden, als Benkos Wiener Mediensprecher bekannt gaben, dass das auf der Wiener Mariahilfer Straße in Bau befindliche KaDeWe-Kaufhaus nach der Schauspielerin und Erfinderin Hedy Lamarr benannt werden und „Lamarr“ heißen soll.
Damit Lamarr schön präsentiert wird, dafür ist die ehemalige ORF-Sprecherin Danielle Spera verantwortlich, die bis vor kurzem noch Direktorin des Jüdischen Museums Wien gewesen ist.
Erster weltweiter Filmskandal
Die als Hedwig Eva Maria Kiesler Geborene (1914 – 2000) war – wie könnte es anders sein, wenn man heutzutage als Verstorbener zu Ehren kommen will –im Widerstand gegen den Nationalsozialismus.
Doch zunächst bricht sie als 17-jährige die Schule ab, wird schwanger, lässt das Kind abtreiben und wird Schauspielerin. Im Film „Ekstase“ (1933) entblättert sie sich und mimt einen Orgasmus – der erste Nacktfilm wird zum ersten weltweiten Skandal. In den USA wird er verboten.
Metro-Goldwyn-Mayer entdeckt Lamarr
1937 geht Kiesler über Paris nach London und wird unter Vertrag genommen von Louis B. Mayer, jahrzehntelanger Leiter der Filmgesellschaft Metro-Goldwyn-Mayer, die er zu dem damals bekanntesten und profitabelsten Unternehmen der Filmbranche machte. Allerdings sah er sich den Film „Ekstase“ an und sagte:
Mit dem Zeug kommt man in Amerika nicht durch. Der Arsch einer Frau gehört ihrem Ehemann und nicht dem Publikum. Ich möchte nicht wissen, was die Leute von einem Mädchen denken, das nacktarschig über die Leinwand flitzt.
Um diesen schlechten Ruf loszuwerden, wird Hedy Kiesler zur „Lamarr“ umbenannt.
27 weibliche Hauptrollen
In 27 Hollywood-Filmen spielt sie die weibliche Hauptrolle und wird zum Star. Als Berühmtheit lässt sich von der Regierung für die Kriegspropaganda einspannen und verkauft Küsse für Kriegsanleihen. 25 Millionen Dollar erküsst sie gegen Deutschland.
Im Dienst gegen die alte Heimat wird sie auch zur Erfinderin. Gemeinsam mit ihrem Nachbarn entwickelt sie ein Störfunkverfahren, das aber „praktisch keine Chance“ hatte, „dass das patentierte Verfahren funktioniert“, wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 2006 feststellte. Die US-Marine sah das auch so und schubladisierte die „Erfindung“.
Wildes Privatleben
Die Mutter von zwei Kindern war sechsmal verheiratet und sechsmal geschieden. Sie sei „sexbesessen und habe daraus nie ein Geheimnis gemacht“, erklärte sie. Bis zu 100 Männer macht sie glücklich, der Abwechslung halber treibt sie es auch mit Frauen. Ihr Sohn fand einen Dildo in ihrem Bett.
Doch die Welt drehte sich weiter, Lamarrs Zeit war vorbei. Sie ließ sich die Brüste vergrößern und die Wangen und die Lippen aufspritzen. Doch das nützte alles nichts, Lamarrs Karriere als Filmschauspielerin war am Ende.
Grotesk: Ladendiebin als Schutzpatronin für Kaufhaus
1966 wird sie beim Stehlen in einem Kaufhaus erwischt, selbst als 83-Jährige wird sie noch wegen Ladendiebstahls belangt. Im Jahr 2000 bezahlt der Wiener Steuerzahler eine Grablege in Wien, 2024 wird ihr hier ein Kaufhaus mit 20.000 Quadratmetern gewidmet.