Misst die Kronen Zeitung mit zweierlei Maß? Dieser Verdacht entsteht, liest man die Samsagsausgabe mit dem Titel „Stadtrat soll 10 Opfer mit Sexfotos erpresst haben“. Interessant dabei: Dass es sich beim mutmaßlichen Täter um einen „SPÖ-Stadtrat aus dem Linzer Großraum“ handelt, erfährt der Leser erst weiter untern im Text.
SPÖ im Titel verschont
Preisfrage: Hätte die Kronen Zeitung auch bei einem Sexfoto-Erpresser der FPÖ so gehandelt? Oder hätte das Kleinformat eventuell sogar getitelt: „FPÖ-Stadtrat soll 10 Opfer mit Sexfotos erpresst haben“? Die Antwort darf sich jeder selbst geben. Allerdings kann mit ziemlicher Sicherheit angenommen werden, dass die – jetzt andere – Kronen Zeitung bei einem blauen Politiker in ihrer Berichterstattung nicht so schonend umgegangen wäre.
Mitleid mit Verdächtigem
Im Fall des SPÖ-Stadtrates hat die Kronen Zeitung beinahe noch Mitleid, denn sie schreibt:
Ein hoch angesehener SPÖ-Stadtrat aus dem Linzer Großraum steht vor dem Scherben seiner Existenz.
Pornografische Darstellung Minderjähriger
Aber verdient dieser Mann wirklich Mitleid? Der Verdächtige soll ein perfides Spiel mit seinen Opfern getrieben haben. Er verschickte, so die Erzählung der Krone, erotische Aufnahmen eines minderjährigen Mädchens und verlangte von seinen „Partnern“ dann Sex-Bilder als Gegenleistung, mit denen er diese später erpresst haben soll. Der Mann wurde wegen Erpressung und pornografischer Darstellungen Minderjähriger auf freiem Fuß angezeigt.