Der scheidende FPÖ-Obmann Norbert Hofer (li.) rief zur Geschlossenheit in der Partei auf. Dass sich alle daran halten, stört offenbar einige Medien, die einen “brutalen Kampf” um den möglichen Nachfolger Herbert Kickl herbeischreiben.

3. Juni 2021 / 13:01 Uhr

Der herbei geschriebene „brutale Kampf um die Hofer-Nachfolge in FPÖ“

Es hat den Anschein, als würde die ganze schwarz-grüne Bundesregierung samt dem heimischen Boulevard durchatmen. Endlich ein anderes Thema als ÖVP-Sumpf, grüne Steigbügelhalter oder verräterische SMS-Nachrichten. Die FPÖ beherrscht die Schlagzeilen, die Freiheitlichen auf der Suche nach einem neuen Obmann, nachdem Norbert Hofer überraschend zurücktrat.

Keine Schlammschlacht

Doch etwas fehlt den Schreibern: Eine richtige Schlammschlacht um den Parteichef, ein Nachtreten von Hofer auf FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl, der – glaubt man den Medien – schon lange am Obmann-Sessel von Hofer gesägt haben soll. Aber nichts von dem, was sich Schwarz-Grün und die am Gängelband der Regierung hängenden Medien offenbar so sehnlich wünschen, passiert. Im Gegenteil: Hofer ruft zur Geschlossenheit in der Partei auf, Kickl dankt dem scheidenden Obmann für seine großartige Leistung als Chef der FPÖ in einer schwierigen Zeit.

“Vertrackte Debatte”

Was also tun, um vielleicht doch noch böses Blut bei den Blauen zu schüren? Oe24 versuchte es mit der Schlagzeile „Jetzt brutaler Kampf um Hofer-Nachfolge in FPÖ“. Doch im Artikel erfährt man von diesem brutalen Kampf nichts. Außer jemand verwechselt eine Diskussion mit brutalem Kampf. Der ORF schrieb: „Vertrackte Debatte bahnt sich an“. Das Wort „vertrackt“, das man als schwierig, verworren oder kompliziert übersetzen könnte, hat der Redakteur wohl lange gesucht, um etwas Geheimnisvolles in seinen Bericht zu bringen.

Politikwissenschaftler werden zitiert

Denn im Artikel selbst sagt die Politikwissenschaftlerin Kathrin Stainer-Hämmerle, dass sie die FPÖ selten so wortkarg gesehen habe. Das weise definitiv darauf hin, dass die Nachfolge noch nicht geklärt sei, meinte sie. Und da man in der FPÖ offenbar keinen fand, der sich über den bevorstehenden Obmannwechsel negativ äußern wollte, ließ man auch die Politikwissenschaftlerin Katrin Praprotnik von der Donau-Universität Krems mit einer Aussage vorkommen. Sie halte es für möglich, dass Nepp (der Wiener FPÖ-Parteichef, Anm. d. R.) noch „als eine Art Kompromisskandidat präsentiert wird“.

Auch Haimbuchner akzeptiert Kickl

Keine Spur also von einem brutalen Kampf um die Hofer-Nachfolge, wie sie einige Medien gern sehen würden und wie sie es mit Schlagzeilen suggerieren wollen. Das konnte auf der ORF-Internetseite nicht einmal eine Aussage des oberösterreichischen Landeshauptmann-Stellvertreters Manfred Haimbuchner (FPÖ) ändern. Der ORF schrieb:

„Nach derzeitiger Sicht würde ich hier eine offensive Unterstützung nicht kundtun“, sagte der Chef der gewichtigen Landesorganisation im ORF. „Ich mache aus meinem Herzen keine Mördergrube, aber wenn es dann so ist, wie es ist, wird man es akzeptieren.“ Er selbst werde nicht kandidieren, sagte er mit Verweis auf die Landtagswahl im Herbst.

Selbst Haimbuchner also zeigt Geschlossenheit und meint, er würde einen FPÖ-Obmann Kickl akzeptieren. Damit ist den Medien wohl der letzte FPÖ-Politiker abhandengekommen, der für einen möglichen “brutalen Kampf um die Hofer-Nachfolge” zum Liebling der Journalisten hätte werden können.

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