Dass an den Schreibern der Zeitung Österreich keine Literaten verloren gegangen sind, ist bekannt. Aber auch keine Leser, denn Bücher dürften in der Redaktion eher unbekannte Gegenstände sein. Einen Artikel über ein Buch schreiben zu müssen, ist daher eine besonders schwere Aufgabe, an der ein namenloser Redakteur in der heutigen Ausgabe (und auch online) spektakulär scheiterte.
Jetzt wird der Schmutzkübel ausgepackt
Dabei war der Unbekannte einer ganz heißen Sache auf der Spur. Die „Kickl-Truppe“ soll ein „Anti-VdB-Buch“ geschrieben haben, verspricht der reißerische Titel. Schon der Titel „Der parteiische Präsident“ lasse „tief blicken“, raunt der Schreiber und erkennt sofort: „Spätestens jetzt wird im Wahlkampf damit der Schmutzkübel ausgepackt.“
Die geheimen Autoren…
Doch es wird noch ärger, denn: „Wer die Autoren des Buches sind, die gegen den ‚linken Systemkandidaten‘ schießen, wird nicht öffentlich dargelegt.“ Aber die Fellner-Presse wäre nicht die investigative Speerspitze des österreichischen Journalismus, hätte man es nicht dennoch herausgefunden: „Neben Parteimitglied Fritz Siebenhandl hat auch Alexander Höferl an dem Anti-VdB-Buch mitgeschrieben. Er war einst Kommunikationschef des Ex-Innenministers und heutigen FPÖ-Chefs Herbert Kickl.“
…werden im Inhaltsverzeichnis angekündigt
Den zahlreichen bisherigen Käufern des bereits vor zwei Wochen im Verlag Frank&Frei erschienenen Buches „Van der Bellen – Der parteiische Präsident“ verrät Österreich damit freilich nichts Neues. Die Autoren werden dort schon im Inhaltsverzeichnis angekündigt und finden sich auf Seite 203 einzeln vorgestellt. Das „Parteimitglied Fritz Siebenhandl“ heißt in Wirklichkeit übrigens Fritz Simhandl.
Knausrige Informanten und blauäugige Journalisten
Den „Schmutzkübel ausgepackt“ hat hier also offenbar wieder einmal die Österreich-Redaktion, unterstützt von Hinweisgebern, die offenbar zu knausrig waren, dem von ihnen angestifteten Redakteur wenigstens ein Buch zukommen zu lassen. Über die Qualität der Recherche in Fellners Medienimperium sagt dies einiges aus.
Hier bestellen: Werner Reichel (Hg.): „Van der Bellen – Der parteiische Präsident“, Verlag Frank&Frei, 204 Seiten, € 19,90 zzgl. Versandkosten, ISBN 9783903236622.