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Hubschrauber MA48

Ein Markenzeichen für die MA48? Die Restaurierung des Hubschraubers kostete 135.000 Euro, das Podest, auf dem er steht, nochmals 180.000 Euro.

8. Juni 2022 / 11:28 Uhr

MA48-Mitarbeiter decken Missstände auf: „Unser Chef erzählt viel Mist“

Ein sündteures Tonstudio angeblich zum Nutzen des Chefs, eine nicht nachvollziehbare Oldtimer-Sammlung, ein um 600.000 Euro saniertes Jugendstil-Klo, das jetzt versperrt bei der Mülldeponie am Rautenweg steht – das sind nur drei von unzähligen Geldverschwendungen, die nicht nur den Stadtrechnungshof stören, sondern auch die Mitarbeiter der MA48 (Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark). Sie sagen, dass ihr Chef, Josef Thon, dem Rechnungshof viel Mist erzählt habe, um diese Ausgaben zu erklären. Der zuständige SPÖ-Stadtrat Jürgen Czernohorsky, den unzensuriert um eine Stellungnahme bat, schweigt zu alledem.
Stellungnahmen im Rechnungshof-Bericht zum Teil unwahr
Die MA48-Mitarbeiter wollen verständlicherweise anonym bleiben, deshalb machen sie das Treffen mit einem Unzensuriert-Redakteur außerhalb von Wien aus, um brisante Interna auszuplaudern. Denn auch sie haben den zum Teil vernichtenden Stadtrechnungshof-Bericht über ihren Arbeitgeber gelesen – und waren verärgert über die Stellungnahmen ihres Chefs zu den vielen Vorwürfen. Er habe viel Mist erzählt, viele Erklärungen seien einfach unwahr.
Ein “privates Tonstudio” für den MA48-Chef
Hauptgrund der Erregung: das Tonstudio der MA48 in der „Garage 5“ in der Einsiedlergasse im 5. Bezirk. Der ehemalige Sozialraum für die Mitarbeiter sei kein Proberaum, wie im Stadtrechnungshof-Bericht auf Seite 59 erwähnt werde, sondern das Tonstudio für MA48-Chef Josef Thon und seine Band „Die 48er Tandler“, so die Informanten. So besitze nur Thon einen Schlüssel dafür – und der Hausmeister für den Ernstfall. Was ihnen besonders aufstößt: Im Bericht des Stadtrechnungshofs wird die teure Sanierung des Raumes unter anderem damit begründet, dass es 2007 einen Wasserschaden gegeben hätte. Das sei unwahr, so die dort beschäftigten MA48-Mitarbeiter. Einen Wasserschaden habe es nie gegeben, vielmehr wären die 42.000 Euro dafür ausgegeben worden, um die Lichtschächte für das Tonstudio schalldicht zu machen.
Besprühungs-Anlage für Parkplatz der Oldtimer
Auf Seite 81 des Stadtrechnungshof-Berichts wird die bereits medial kritisierte, stattliche Oldtimer-Sammlung von der MA48 offiziell als „Lehrlingsprojekt“ gepriesen. Die MA48-Mitarbeiter schwören aber Stein und Bein, dass Lehrlinge „da nicht einmal hingreifen dürfen“. Vielmehr gebe es nur dekorative Pressefotos zum Täuschen. Fast schon menschenverachtend finden sie, dass die Kollegen in den normalen MA48-Fahrzeugen selbst bei größter Hitze zum Maskentragen gezwungen werden, während für den Oldtimer-Parkplatz, der sich unter einem Glasdach in der Einsiedlergasse befindet, eine Besprühungs-Anlage eingebaut worden sei. Auf einem zugewiesenen Parkplatz in der „Garage 5“ steht übrigens auch der Oldtimer des MA48-Chefs, ein Borgward (siehe Foto).

Restaurierter Hubschrauber als Schmuckstück der MA48
Josef Thon, übrigens der Ehemann der SPÖ-Verkehrsstadträtin Ulli Sima, dürfte überhaupt ein Faible für alte Fahrzeuge haben. So wurde als Schmuckstück für die „Garage 17“ in der Liedlgasse im 7. Bezirk ein um 135.000 Euro restaurierter Hubschrauber aufgestellt. Ein Podest für das Fluggerät kostete nochmals 180.000 Euro.
Versperrtes Jugendstil-Klo am Rautenweg
Geld dürfte bei der Stadt Wien keine Rolle spielen, wenn es um die „Bedürfnisse“ ihres MA48-Chefs geht, denn für die Sanierung eines Jugendstil-Klos (Bild) wurden sage und schreibe 600.000 Euro ausgegeben. Laut MA48-Mitarbeiter sollen die Fliesen pro Quadratmeter 800 Euro gekostet haben. Das Kuriosum: Die MA48-Beschäftigten behaupten, dass diese historische WC-Anlage bei der Mülldeponie am Rautenweg im 22. Bezirk das ganze Jahr über versperrt sei und nur beim Mistfest geöffnet werde.

SPÖ-Stadtrat schweigt zu den Vorwürfen
Unzensuriert hat natürlich die journalistische Sorgfaltspflicht eingehalten und den zuständigen SPÖ-Stadtrat für Klima, Umwelt, Demokratie und Personal, Jürgen Czernohorszky, mit den zahlreichen Vorwürfen konfrontiert. Doch unsere Mail an die Pressestelle mit der Bitte um Stellungnahme wurde offensichtlich einfach ignoriert.

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