Russisches Erdgas ist kurzfristig nicht ersetzbar. Ein Embargo hätte für unser tägliches Leben ungeahnte Folgen.

21. April 2022 / 12:01 Uhr

Energie-Experte: Gas-Embargo führt zu Wohlstandsverlust und Arbeitslosigkeit

Deutschland ist, so wie Österreich, in hohem Maße von russischem Erdgas abhängig. Flüssiggas-Lieferungen sind aufgrund fehlender Entlade-Terminals kurzfristig keine Alternative. Dennoch wird in Deutschland ein Einschwenken auf die Embargo-Forderungen anderer EU-Staaten angedacht. Die Folgen für Wirtschaft und Bevölkerung wären verheerend.
“Wohlstandsverlust und Arbeitslosigkeit sollte man nicht selbst auslösen”
In einem Interview mit dem Youtube-Kanal “Mission Money” fand der ehemalige Vorstandsvorsitzende des deutschen Energieversorgers E.ON, Johannes Teyssen, deutliche Worte. Ein Gas-Embargo würde die deutsche Wirtschaft in eine schwere Rezession führen und einen erheblichen Wohlstandsverlust verursachen.
Der Energieexperte kritisierte die Meinung diverser Ökonomen, dass ein Embargo wirtschaftlich machbar wäre. Volkswirte hätten keine tiefes Verständnis für Wertschöpfungsketten und betriebswirtschaftliche Zusammenhänge, so Teyssen. Man müsse verstehen, dass Erdgas nicht nur ein Brennstoff, sondern für bestimmte Produkte auch ein Rohstoff und nicht ersetzbar sei. Dass plötzlich aus den USA oder dem Nahen Osten beliebige Mengen Erdgas geliefert werden könnten, stimme nicht, denn diese Mengen seien schlicht und einfach nicht vorhanden.
Und Menschen, die jetzt in Umfragen für ein Embargo sind, würden einige Monate später ganz anders denken, da sie mittlerweile wirtschaftlich selbst schwer betroffen wären. Nur kann man die Entscheidung dann nicht mehr revidieren.
Energielieferung künftig diversifizieren
Als Lehre aus dem Dilemma sieht Teyssen, dass man sich nie wieder von einem einzelnen Lieferanten abhängig machen dürfe. Auch nicht von den USA oder Katar. Man müsse sowohl Lieferwege, als auch Lieferquellen diversifizieren. Sich vom billigsten Anbieter abhängig zu machen, sei grob leichtfertig gewesen. Eine Umsstellung werde rund drei Jahre dauern, und wie bis dahin die politischen Umstände in Russland sein werden, wisse man nicht.

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