Die Welt hat sich über Nacht verändert: Der bleierne Dauerbrenner der letzten zwei Jahre ist aus der Berichterstattung nahezu verschwunden, zumindest in seiner Bedeutung zurechtgestutzt worden.
Unklare Gemengelage
In Europa gibt es wieder Krieg. Russland ist in die Ukraine einmarschiert und mit Ausnahme ausgewiesener Transatlantiker rätselt die Welt, wie man dazu zu stehen hat. In den Mainstream-Medien wird viel über die Militäroperationen und die Auswirkungen berichtet; dabei sollte man aber hinsichtlich Wahrheitsgehalt ganz nach dem Motto „Das erste Opfer eines jeden Krieges ist die Wahrheit“ vorsichtig sein – in beide Richtungen.
Beobachtungen aus der Ukraine selbst
Unser unzensuriert-Korrespondent befand sich bis Donnerstagnachmittag in Kiew und berichtet jetzt aus der Westukraine. Während die Nacht von Freitag auf Samstag in Odessa ruhig verlief, waren in Kiew und Lemberg Kampfhandlungen wahrnehmbar, die sich allerdings nur auf militärische Gelände beschränkten. Der Beschuss eines Wohnhauses in der Nähe des Flughafens im Südwesten der Hauptstadt wurde bisher nicht bestätigt.
Ziele Russlands
Am Morgen des 24. Februar hatte der russische Präsident Wladimir Putin den Beginn einer Militäroperation in der Ukraine angekündigt. Er sprach von „Entmilitarisierung und Entnazifizierung“ (scheinbar die akzeptierteste aller Begründungen) der Ukraine und forderte das ukrainische Militär auf, die Waffen niederzulegen. Russland habe „nicht die Absicht, ukrainische Gebiete zu besetzen“, ließ Moskau über die Nachrichtenagentur TASS verlautbaren.
Offenbar will Russland
- die mit Hilfe des Westens in den letzten Jahren stark ausgebaute militärische Infrastruktur ausschalten,
- die beiden russisch besiedelten Ost-Oblaste, die seit 2014 nicht zur Ruhe kommen und tausende zivile Opfer zu beklagen haben, befrieden, wobei unklar ist, ob es zu einer Annektierung kommen wird,
- die Wasserversorgung aus der Kernukraine für die Krim, die nach der Besetzung der Krim durch die Russen 2014 durch die Ukraine unterbunden wurde, garantieren und
- die US-Amerikaner mit der Nato von Russlands Grenzen fernhalten.
Anerkennung der Souveränität der Ukraine
Der Kreml erkennt Wolodimir Selensky als Präsidenten der Ukraine und damit die Souveränität des Staates an. Selensky und Putin sprechen sich für Verhandlungen aus, wobei Russland fordert, dass die ukrainische Armee davor die Waffen niederlegen soll.
Doch die Ukrainer verteidigen ihre Heimat. Mittlerweile zieht sich der Ring um Kiew zusammen, doch der Vormarsch der Russen soll nur langsam voran kommen. Stand heute, Samstagfrüh, haben die Russen erst zwei Vororte einnehmen können.
Viele Gerüchte im Umlauf
Gerüchte, wonach Russland entlang der polnischen Grenze weiter ins Landesinnere der Ukraine vordringen und gleichzeitig den militärischen Nachschub für die ukrainische Armee aus Polen unterbinden will, dürften Gerüchte bleiben, weiß Putin doch, dass in der Westukraine Widerstand mehr als wahrscheinlich ist. Sowohl nördlich als auch östlich von Kiew haben die Russen leichteres Spiel, weil das Land nur dünn besiedelt und die dortige Bevölkerung, selbst russischsprachig, nicht feindselig gegenüber den Russen ist.