Gerald Gartlehner / Rudolf Anschober

Ex-Gesundheitsminister Rudolf Anschober von den Grünen war es sichtlich peinlich, als Regierungsberater Gerald Gartlehner die Fehler der schwarz-grünen Corona-Politik aufblattelte.

17. Feber 2022 / 10:50 Uhr

Ex-Minister Anschober schaut zerknirscht, als Regierungsberater Gartlehner Tacheles redet und Corona-Politik kritisiert

Moderatorin Claudia Reiterer fragte das Mitglied der „Ampelkommission“, den Epidemiologen Gerald Gartlehner, in der ORF-Sendung „Im Zentrum“, ob sich die Impfpflicht-Entscheidung auf evidenzbasierte Grundlagen gestützt habe. „Das war bestimmt nicht so“, sagte der Experte, der neben einem zerknirscht wirkenden Ex-Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) Tacheles redete:

Die Impfpflicht greift in die Persönlichkeitsrechte ein wie keine andere Maßnahme seit längerer Zeit – und ich bin grundsätzlich gar nicht gegen die Impfpflicht, ich würde mir nur als Wissenschaftler und als österreichischer Bürger wünschen, dass die wissenschaftlichen Entscheidungsgrundlagen – warum eine Impfpflicht ab 18, warum jetzt – offengelegt werden. Damit man das nachvollziehen kann. Und das wurde eigentlich nie gemacht. Es wurden Experten, es wurde Gecko vorgeschoben unter Anführungszeichen, aber es gibt keine wissenschaftliche Grundlage, die jemals publiziert wurde. Die Frage ist auch schwer zu beantworten, warum ab 18, warum gerade jetzt? Es gibt keine Studien dazu, man kann das nur modellieren, es gibt großartige Modellierer in Österreich, aber das wurde meines Wissens nie in Auftrag gegeben.

Tests kosteten bereits mehr als zwei Milliarden Euro
Gartlehner, der als einer der ersten Epidemiologen in Österreich meinte, dass man die Impfpflicht überdenken solle, kritisierte zudem das sündteure Testen, das laut Reiterer bereits weit mehr als zwei Milliarden Euro ausmachen würde, wenig Sinn mache. Auf die Frage der ORF-Moderatorin, ob es das Geld wert sei, weiter quer durch Österreich zu testen, sagte Gartlehner:

Derzeit gibt es in Österreich eigentlich keine Teststrategie. Österreich testet pro 100.000 Einwohner ungefähr sechszehn Mal soviel wie Deutschland – ohne wirklich besser dazustehen. Es hat auch keine wirkliche epidemiologische Auswirkung. Es ist ein freundliches Bürgerservice, das niederschwelllig angeboten wird, aber sehr teuer…
…Viel besser wäre eine klare Teststrategie, die sich vor allem auf vulnerable Gruppen konzentriert beziehungsweise sollte natürlich jeder, der Symptome hat, einen sogenannten diagnostischen Test bekommen… Es braucht dringend eine Strategie.

Wenn die Regierung nicht mehr weiter weiß, gründet sie einen Arbeitskreis
Bei diesen Aussagen des Epidemiologen, der sogar als Experte die Regierung berät, wunderte sich der Fernsehzuschauer, warum der grüne Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein und ÖVP-Bundeskanzler Karl Nehammer auf diesen Mann nicht hören, der nachvollziehbar erklären kann, warum es jetzt keine Impfpflicht braucht und warum das Testen quer durch Österreich epidemiologisch nichts bringt, außer Kosten in Milliardenhöhe.
Schwer zu verstehen, warum stattdessen wieder eine Kommission gegründet wird, statt den Hausverstand einzusetzen. Auch ORF-Moderatorin Reiterer wollte diese Strategie nicht verstehen und meinte, dass man ganz nach einer Aussage von Bruno Kreisky handle, der einmal sagte, „wenn ich nicht mehr weiter weiß, gründe ich einen Arbeitskreis!“. In Anlehnung an den Kreisky-Spruch meinte Reiterer:

Alpha, Delta, Omikron, man gründet immer eine Kommission.

 

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