Boris Palmer, der grüne Oberbürgermeister im baden-württembergischen Tübingen, ist sicherlich eine der schillerndsten Figur auf dem politischen Bankett.
Parteiausschlussverfahren im Laufen
Seine politische Heimat, die Grünen, hat ihn ausgestoßen, weil er sich vor allem bei der „Einwanderungs-, Flüchtlings- und Menschenrechtspolitik“ weit „von der Linie unserer Partei“ entfernt habe, sprich die unkontrollierte Einwanderung von Orientalen, Arabern und Afrikanern kritisiert. Deshalb hat der 49-Jährige ein Parteiordnungsverfahren am Hals, das über seinen Parteiausschluss entscheiden wird.
Das ist auch der Grund, warum Palmer auf die Unterstützung der Grünen bei der anstehenden Bürgermeisterwahl verzichten muss, was ihm „schwerfalle“. Wohl auch wegen des für den Wahlkampf erforderlichen Budgets, das er jetzt mühsam über Geldspenden zusammenbekommen muss.
Kehrtwende bei Corona-Impfpflicht
Doch nicht nur das Wahlkampfgeld bereitet Palmer Kopfzerbrechen. Denn am letzten Dienstag Abend hatte er bei „Markus Lanz“ im ZDF die Corona-Impfpflicht eingefordert:
Wir tauschen alle alten Regeln ein – (…) sind eh viel zu kompliziert, ineffektiv (…) – und ersetzen sie durch eine einzige neue Regel: Alle müssen geimpft sein.
Doch nicht einmal eine Woche später erklärt er via Bild-Zeitung:
Kann damit leben, wenn es nicht zur Impfpflicht kommt.
„Darf es etwas mehr sein?“
Nun erhebt sich die Frage, ob Palmer einfach ein Wendehals ist, dem man erklärt hat, dass die Forderung nach Impfpflicht seinen Wiederwahl-Ambitionen schaden würde, oder, ob er zur Erkenntnis gelangte, dass die körperliche Unversehrtheit ein heiliges Gut in einer Demokratie ist?
Er „befürworte die Impfpflicht für über 50-Jährige und zwei, maximal drei Impfungen, nicht mehr.“ Es gehe nicht um ein „Impf-Abo, sondern um die Grundimmunisierung, dann muss Schluss sein.“ Wann Schluss ist, wird dann wohl erst nach der Wahl wirklich klar, immerhin wird mittlerweile zur vierten Impfung aufgerufen.