Heiß her ging es Mitte Dezember in der Gemeinderatssitzung in Bruck an der Mur in der Steiermark. Auf der Tagesordnung: Die Verwendung des Gendersternchens in der öffentlichen Kommunikation, die SPÖ-Bürgermeister Peter Koch in der Geschäftsordnung festschreiben wollte. Ausgerechnet ein KPÖ-Mandatar wehrte sich mit einem satirischen Redebeitrag gegen dieses Vorhaben.
Ausflug in die Satire
Als sich KPÖ-Gemeinderat Thomas Pierer zu Wort meldete, dachten die meisten wohl, dass er sich für den Vorschlag der SPÖ aussprechen und diesen mit Argumenten sogar bekräftigen werde. Doch weit gefehlt! Pierer machte sich mit einem Ausflug in die Satire über die gendergerechte Geschäftsordnung lustig, indem er sich bei seiner Begrüßung an praktisch jede existente Bezeichnung für sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentitäten wandte.
Seine Rede begann er mit den Worten:
Sehr geehrter Herr Bürgermeister, hoher Gemeinderat, meine Damen und Herren, sehr geehrte Schwule, sehr geehrte Lesben…
Begrüßung von allen Geschlechtsidentitäten
Wie einst der damalige AfD-Politiker Steffen Königer 2016 im Sächsischen Landtag, begrüßte Pierer insgesamt 56 Geschlechtsidentitäten – von Androgyne (Vereinigung männlicher und weiblicher Merkmale) bis Cross-Gender (Personen, die sich nicht gemäß ihrer soziokulturell geprägten Geschlechterrolle verhalten), um zum Schluss seiner überlangen Begrüßung zu sagen, dass seine Fraktion den Antrag der SPÖ ablehne.
SPÖ-Bürgermeister drohte mit Wort-Entzug
SPÖ-Bürgermeister Peter Koch fiel Pierer zweimal ins Wort, drohte ihm, das Wort zu entziehen, sollte er nicht zur Sache sprechen. Er verbiete sich eine ironische Beschreibung von Menschen, die eine gewisse Identität hätten. Pierer meinte darauf, dass er zur Sache sprechen werde, wenn er mit seiner Begrüßung, die im Gemeinderat in Bruck an der Mur nun offenbar gewünscht wäre, fertig sei. Sehen Sie dazu das Video ab 1:17,40:
https://www.youtube.com/watch?v=PUThzMtMlG0
“Vom kommunistischen Gemeinderat anderes erwartet”
SPÖ-Bürgermeister Peter Koch wollte daraufhin das Lachen im Saal „relativieren“, wie er es ausdrückte und sagte:
Ehrlich, lieber Thomas, ich bin entsetzt. Und zwar deswegen, weil dieser Vortrag, den du gehalten hast, der komplett irreal war, alle Gruppen in unserer Gesellschaft irgendwie beinhaltet und sie der Lächerlichkeit preisgibt. Und ich hätte mir – ganz ehrlich gesagt – von einem kommunistischen Gemeinderat ganz anderes erwartet. Es gibt nur eines für alle Identitäten und das heißt Stern-innen.
Verpolitisierung der deutschen Dichtersprache
Zu dieser Feststellung des SPÖ-Bürgermeisters meldete sich dann FPÖ-Gemeinderat Raphael Pensl zu Wort. Er sagte:
Das, was Kollege Pierer heute aufgezeigt hat, zeigt ja diese Wohlstands-Perversität, dass wir uns mit Themen beschäftigen, von denen der Otto Normalbürger oder Bürgerin nichts hat. Jetzt soll auch die Verwaltung dahingehend verpolitisiert werden, denn nichts anderes ist gendern, eine Verpolitisierung unserer schönen deutschen Dichtersprache. Die Verwaltung sollte es tunlichst vermeiden, sich in politische Gruppierungen einzuordnen. Aber das tut sie mit dieser Geschäftsordnung.
Alle Gegenargumente nützten nichts, verfügt die SPÖ in Bruck an der Mur doch über eine absolute Mehrheit, weshalb die Verwaltung künftig in jedem Schreiben die Bezeichnung “*innen” verwenden muss.