Was muss passieren, dass Michael Jeannée in seiner täglichen Kolumne in der Kronen Zeitung eine negative Schlagzeile über ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz oder einer seiner Vertrauten bringt? Bevor jemand nicht vor den Augen des Tierliebhabers Jeannée einen kleinen Hund mit den Füßen tritt, werde das nicht geschehen, glaubte man bis vor Kurzem. Doch dann dieser Titel: „MEHR dämlich geht nicht…“. Und mit der Bezeichnung „dämlich“ meinte Jeannée tatsächlich eine der engsten Vertrauten des ÖVP-Kanzlers Kurz, Nationalratsabgeordnete Gabriela Schwarz.
“Bei uns ist nichts mehr zu finden”
Frau Schwarz gab nämlich – bestimmt nicht ohne Wissen ihres Chefs Kurz – eine mehr als skurrile Pressekonferenz, in der sie behauptete, von Journalisten erfahren zu haben, dass in der ÖVP-Zentrale in der Wiener Lichtenfelsgasse eine Hausdurchsuchung bevorstehe. Die Staatsanwaltschaft würde Material zur Casino-Affäre suchen. Mehr wisse sie auch nicht. Schließlich kam dieser verräterische Satz:
Bei uns ist nichts mehr zu finden. Da gibt es nichts mehr. Nix mehr da!
Wurden Unterlagen rechtzeitig entsorgt?
Die Journaille schien zwar ratlos über diese Pressekonferenz, in der die ÖVP-Politikerin eigentlich nur ein Gerücht verkündete, doch die wahre Story verschliefen die meisten Medien. Bis ausgerechnet der sonst so ÖVP-freundliche Michael Jeannée die richtigen Schlüsse in seiner Kolumne zog:
Wenn nichts MEHR da ist, heißt das, dass etwas da war. Aber rechtzeitig „entsorgt“ wurde. Was Sie, Frau Schwarz, sogar expressis verbis bestätigen. Todernst und stolz. Nein, MEHR dämlich geht nicht!
Da es lebensfremd wäre, anzunehmen, dass von dieser Pressekonferenz die ÖVP-Spitze nichts gewusst haben soll, gebührt diese „Dämlich-Auszeichnung“ nicht nur Gabriela Schwarz, sondern wohl auch Sebastian Kurz und seinen Parteistrategen, die mit diesem Verbreiten eines Gerüchts wohl nur eines im Sinn haben konnten: Ermittler parteipolitisch einzuschüchtern und ihnen auszurichten, dass in der ÖVP-Zentrale ohnehin nichts mehr zu holen ist.