In der Hauptstadt Conakry fuhren am Sonntag die Menschen durch die Straßen, um ihre Unterstützung für den Militärputsch lautstark kundzutun.

6. September 2021 / 11:28 Uhr

Demokratie gescheitert: Putsch und neue Militärdiktatur in Guinea

Nach nur zehn Jahren ist die Demokratie im westafrikanischen Guinea (ehemals Französisch-Westafrika) gescheitert. Das Militär nahm gestern, Sonntag, den demokratisch gewählten Präsidenten gefangen und verkündete, eine eigene Verfassung für das Land zu erlassen. Das Volk empfing die Abschaffung der Demokratie jubelnd.

Militär nimmt Präsidenten fest

Am Sonntag stürmten Soldaten der guineischen Armee den Präsidentenpalast und nahmen das demokratisch gewählte Staatsoberhaupt des westafrikanischen Staates, Alpha Condé, fest. Auch die Staatsmedien wurden unter die Kontrolle des Militärs gebracht. Wie die Bild berichtet, verkündeten die Anführer des Militärs, dass die Regierung aufgelöst sei und nun das die Regierungsmacht habe. Man werde eine eigene Verfassung erlassen, die besser sei, als die bisherige. Die Machtübernahme verlief weitgehend friedlich. In der Hauptstadt Conakry wurden die Soldaten mit Jubel empfangen.

Präsident war pro-westlich

Der bisherige Präsident war der erste bei freien Wahlen demokratisch gewählte Präsident des Staates überhaupt. Condé galt als liberal und pro-westlich. Unter seiner zehnjährigen Amtszeit wurde im mehrheitlich moslemischen Guinea die Trennung von Staat und Kirche verschärft und die diplomatischen Beziehungen zu Israel wieder aufgenommen. Er zog jedoch zuletzt Kritik auf sich, da er seine Amtszeit durch Verfassungsänderungen unnatürlich lange ausdehnte.

Volk lehnt Demokratie ab

Somit endet in der ehemals französischen Kolonie das ‘Projekt’ Demokratie nach nur  einem Jahrzehnt. Nach der Unabhängigkeit des Staates 1958 war das Land schnell in Chaos gestürzt und wurde ständig von gewaltsamen Systemwechseln geprägt. Auf internationalen Druck wurde 2010 die damalige Militärdiktatur abgeschafft und die Demokratie eingeführt. Diese wurde jedoch weder von den Regierenden angenommen, denn sie missbrauchten ihre Macht, noch vom Volk, da sich dieses schnell von der Regierung entfremdete. Die jubelnde Zustimmung für den Militärputsch lässt darauf schließen, dass das Volk die Demokratie ablehnt.

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