Der Russische Präsident Waldimir Putin schrieb einen umfassenden Aufsatz über die “Historische Einheit der Russen und Ukrainer”

16. Juli 2021 / 07:37 Uhr

Putin fordert eine Grenzbereinigung der heutigen Ukraine

In einem aktuellen Aufsatz beschäftigt sich Russlands Präsident Wladimir Putin umfassend mit dem Status der heutigen Ukraine. In seinen Augen war die Spaltung der Ukraine, Russlands und Weißrusslands nur eine tragische Wendung der Geschichte. Auch in der Westukraine stellt er Grenzen in Frage.

„Die historische Einheit der Russen und Ukrainer“

Die heutigen Ukrainer sehen sich als Nachfolger des Volks der Kiewer Rus. Aus diesen ging jedoch auch das moderne Russland hervor. Die „Ukrainer“ lebten anschließend Jahrhunderte lang im Russischen Zarenreich. Staatlich entstand eine unabhängige Ukraine erst 1991, als sie sich von der Sowjetunion abspaltete. Wie Der Standard berichtet, sind für Präsident Putin die Ukrainer und Russen (ebenso wie Weißrussen) ein und dasselbe Volk. In einem langen Aufsatz mit dem Titel „die Historische Einheit der Russen und Ukrainer“ schreibt er:

Weißrussen, Großrussen und Kleinrussen [Anm.: Großrussen und Kleinrussen sind eine historische Bezeichnung für Russen und Ukrainer] sind durch die gleiche Sprache, gleichen Traditionen und denselben orthodoxen Glauben vereint, auch wenn sie zeitweise durch polnische und österreich-ungarische Gewaltherrschaft getrennt waren.

Auch die Kommunisten seien schuldig

Jedoch nicht nur die habsburgischen und polnischen Fremdherrscher, die große Teile der heutigen Ukraine kontrolliert hatten, kritisiert er, sondern auch die ehemalige kommunistische Führung unter Lenin. Bei der Entstehung der Sowjetunion 1922 habe man Weißrussland und die Ukraine als eigene Sowjetrepubliken gegründet. Dies sei der Grundstein für das heutige Nationalitätenverständnis der dortigen Menschen und eine „tickende Zeitbombe“ gewesen, die sich nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 gezündet hätte.

Putin festigt Gebietsansprüche im Donbass

Doch nicht nur die Geschichte, sondern auch die aktuelle Situation der Ukraine wird behandelt. Putin ist klar, dass Kiew heute einen stark anti-russischen Kurs führt. Er führt aus, dass eine unabhängige Ukraine natürlich möglich ist, wenn dies die Menschen dort wollen, doch die Ukraine wäre in heutigen Grenzen deutlich größer als ihr legitimiertes Gebiet. Natürlich spielt er hier auf die Regionen in der Ostukraine an, die großteils von Russen bevölkert werden. Während die Halbinsel Krim sich 2014 von der Ukraine abgespalten und per Volksabstimmung nach einer Zustimmung von 96 Prozent an Russland angegliedert hat, ist die Lage im Donbass-Becken nach wie vor ungeklärt. Hier haben sich die Volksrepubliken Lugansk und Donezk für unabhängig erklärt, es tobt jedoch nach wie vor ein Bürgerkrieg, bei dem nur ein Waffenstillstand herrscht. Nach Putins klarem Ton festigt dieser hier nochmals die Gebietsansprüche.

Auch die Westgrenzen stellt er infrage

Doch auch die Westgebiete werden hier explizit erwähnt. Putin spricht hier über Teile der Ukraine, die das Land als Sowjetrepublik von Polen, Rumänien und der Tschechoslowakei bekommen hat. Auch diese sieht Putin nicht als legitimen Teil einer unabhängigen Ukraine an. Insbesondere Transkarpatien ist hierbei ein interessanter Punkt, das nur von 1920 bis 1946 Teil der Tschechoslowakei war. Davor war es rund 1000 Jahre lang ein Teil Ungarns. In Transkarpatien leben auch heute noch rund 150.000 Ungarn (12 Prozent der Bevölkerung), die ethnischen Spannungen sind stark.

Zuspitzung zwischen Ungarn und Ukraine möglich

Zuletzt sind die Spannungen zwischen der Ukraine und Ungarn stark gestiegen. Die Ukraine entzog den Ungarn in den letzten Jahren stark die Minderheitenrechte. Im Gegenzug blockiert Ungarn mit einem Veto die Aufnahme an Beitrittsverhandlungen zur NATO oder zur EU. Ungarn verfolgt gleichzeitig unter Ministerpräsidenten Viktor Orbán, im Gegensatz zur offiziellen Line der EU, einen stark pro-russischen Kurs. Ungarn gilt heute neben Serbien und Weißrussland als einer der engsten Verbündeten Russlands in Europa. Sollte sich der Konflikt um Transkarpatien zwischen Ungarn und einer anti-russischen eingestellten Ukraine zuspitzen, kann sich Budapest der Unterstützung Moskaus sicher sein.

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