In nur wenigen Tagen hat sich der ORF mit einer politischen Einschätzung kolossal geirrt. Noch am 2. Juli wurde berichtet, dass die französische Politikerin Marine Le Pen am Parteitag der Rassemblement National (RN) in der „Bredouille“ sei und dass ein Konkurrent bereits in den Startlöchern scharren würde.
Am 4. Juli, also nur zwei Tage später, gab es nur noch eine kleine Meldung in der Ausland-Rubrik der ORF-Internetseite, in der über 98 Prozent Zustimmung für Le Pen geschrieben wurde.
Großes Vertrauen der Delegierten
Das überwältigende Wahlergebnis vom Parteitag wurde im Titel aber verschwiegen, da hieß es nur:
Le Pen als Chefin des Rassemblement National wiedergewählt.
Die Nationale Sammelbewegung, wie die Partei von Le Pen auf Deutsch heißt, hat ihrer 52-jährigen Vorsitzenden im südfranzösischen Perpignan ein großes Vertrauen geschenkt. Ganz anders, als es der ORF prophezeite und trotz zuletzt schlechter Ergebnissen bei den Regionalwahlen. Die Parteispitze machte die niedrige Wahlbeteiligung, insbesondere unter Jungwählern und der Arbeiterschaft, für die Wahlschlappe vor einer Woche verantwortlich.