Schuetzenkomapnie

Die Schützen sind so etwas wie ein Symbol für ein ungeteiltes Tirol.

10. Mai 2021 / 16:53 Uhr

Brisant: Italienische Partei will österreichische Südtirol-Freiheitskämpfer nach Italien ausliefern lassen

Knapp 60 Jahre nach Beginn des Südtiroler Freiheitskampfes soll es den Aktivisten, die in Österreich leben, an den Kragen gehen. Sie sollen festgenommen und an Italien ausgeliefert werden. Zumindest fordert das die italienische Partei “Brüder Italiens” (Fratelli d´Italia). Dabei geht es mit höchster Wahrscheinlichkeit nur noch um drei Personen, bekannt geworden als „Pusterer Buam“, die heute die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen und schon ein hohes Alter – man schätzt über 80 – erreicht haben.

“Pusterer Buam” sind mittlerweile Greise

Jedenfalls gibt es einen diesbezüglichen Antrag der “Brüder Italiens” an die Regierung von Premier Mario Draghi in Rom. In diesem wird die Festnahme der ehemaligen Südtirol-Attentäter urgiert. Der Abgeordnete der “Brüder Italiens”, Francesco Lollobrigida, fragte Draghi, „ob die Regierung es nicht für notwendig hält, neue und einschneidende Initiativen zu ergreifen, soweit sie in ihrer Zuständigkeit liegen, um sicherzustellen, dass die Verantwortlichen für die kriminellen Handlungen, die Südtirol mit Blut befleckt haben und die in Österreich und Deutschland noch auf freiem Fuß sind, in Italien vor Gericht gestellt werden?“.

Für FPÖ Auslieferung undenkbar

In einer Aussendung lehnt der freiheitliche Südtirolsprecher, Nationalratsabgeordneter Peter Wurm, die Forderung nach Auslieferung vehement ab. Er meint:

Für die FPÖ ist eine Auslieferung undenkbar und ein absolutes Tabu.

Wurm macht darauf aufmerksam, dass die Freiheitlichen schon seit Jahren darauf drängen, dass Italien die Südtiroler Freiheitskämpfer begnadigt. Denn diese hätten sich nichts anders zuschulden kommen lassen, als für die Freiheit in ihrer Heimat einzutreten und für ein selbständiges Südtirol zu kämpfen.

Vier Südtirol-Aktivisten bereits begnadigt

Bereits 1998 haben vier ehemalige Südtirol-Aktivisten, nämlich Heinrich Klier, Peter Matern, Wolfgang Pfaundler und Gerhard Pfeffer, vom damaligen italienischen Staatspräsidenten Amnestie erhalten. Im Jahr 2015 hat der Südtiroler Landtag mit überzeugender Mehrheit einen Antrag zur Begnadigung der Südtiroler Freiheitskämpfer angenommen, nicht zuletzt nachdem es im Fall Tiralongo und der Porze-Scharte neue Erkenntnisse gegeben hatte, die aufzeigten, dass die „Pusterer Buam“ zu Unrecht beschuldigt werden. So stimmte erst 2018 die Staatsanwaltschaft Brescia einem Gnadengesuch für den Freiheitskämpfer Heinrich Oberleitner zu.

Versäumnis von Bundespräsident Van der Bellen

Im letzten Schreiben des Südtirol- Ausschusses im Parlament wurde daher gemeinsam von Hermann Gahr (ÖVP), Hermann Krist (SPÖ) und Werner Neubauer (FPÖ) an Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen appelliert, sich für die Amnestie der noch lebenden Südtiroler Freiheitskämpfer einzusetzen. Im April 2018 teilte Van der Bellen mit, diesem Gesuch bei nächster Gelegenheit nachzukommen. Seither – bedauert Peter Wurm – ist nichts passiert.

Südtirol-Problem seit Ende des Ersten Weltkrieges

Das bis heute ungelöste Südtirol-Problem begann mit dem Ende des Ersten Weltkrieges im November 1918, als die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie zusammengebrochen war. Tirol wurde geteilt und als „Kriegsbeute“, ebenso wie Triest und Trient, Italien zugesprochen. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg blieb Südtirol bei Italien.

Flucht nach Österreich und Deutschland

Das Volk wurde nie gefragt, weshalb es zum aktiven Widerstand gegen die italienische Staatsmacht kam. Unter anderem gab es Anschläge auf Strommasten und in Bau befindliche Volkswohnhäuser. Für Italien waren die Aktivisten Terroristen, für die Südtiroler Freiheitskämpfer. Viele von ihnen flüchteten, um nicht von der itatlienischen Polizei gefasst zu werden, nach Österreich und Deutschland.

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