Gerade hat der freiheitliche Nationalratsabgeordnete Martin Graf vor dem Europarat eine Brandrede für Meinungsfreiheit gehalten, da geschieht ausgerechnet in Österreich ein weiterer Fall von Zensur.
Zeitung mit “bürgerlich-liberaler Auffassung”
Falsch gedacht: Diesmal waren nicht die Internet-Giganten, wie Google, YouTube oder Facebook, am Werk, sondern ausgerechnet Die Presse. Ausgerechnet deshalb, weil die Zeitung zur Zeit der Märzrevolution 1848, als man die Meinungs- und Pressefreiheit erkämpfte, gegründet wurde und als Blattlinie „bürgerlich-liberale Auffassung“ auf ihre Fahne heftet.
Leser beschwert sich bei Chefredakteur
Tatsächlich aber schaut es mit der Meinungsfreiheit gar nicht liberal aus. Davon kann der Kommentarschreiber in den Foren der Zeitung, Dr. B., ein Lied singen. Er wunderte sich über die Löschung seines Beitrages und schrieb an den Chefredakteur und Herausgeber Der Presse, Rainer Nowak, folgendes:
Heute ereignete sich der bisher unverständlichste Akt der Zensur.
In einem kurzen Statement verglich ich die heute publizierten Zahlen an „aktiven Coronafällen“ anhand Krone, Oe24, Presse und unzensuriert. Die Zahlen weichen erheblich voneinander ab – genau gesagt mehr als 60%. (von 9800 bis 16 000). Einziger Kommentar meinerseits war die Feststellung, dass man keinen Aluhut brauche, um diese Differenzen zu hinterfragen. Es sollte dies eine Antwort auf eine sich bereits entwickelnde Debatte im Forum sein.
Artikel: Falsches Spiel mit falschen Ängsten
Frage: Warum wird ein Beitrag unterdrückt, der nur nachweisbare Tatsachen kommuniziert und keinerlei Angriffe oder Hetze enthält?Anmerkung: Die “Corona-Zahlen” die unzensuriert täglich veröffentlicht stammen vom Innen- bzw. Gesundheitsministerium
Kommentar wegen der Nennung von unzensuriert gelöscht
Tags darauf kam die Antwort, allerdings nicht von Herrn Nowak persönlich, sondern von einer Mitarbeiterin Der Presse, die feststellte:
Ich habe mir den Kommentar jetzt angeschaut, es liegt gar nicht an Ihrer Wortwahl oder an dem Satz mit dem Aluhut, sondern daran, dass darin unzensuriert.at erwähnt wurde. Verlinkungen auf diese Seite werden von uns aus den Gründen nicht zugelassen, die Sie hier auf Wikipedia nachlesen können.
Nun ist es aber so, dass in Ihrem Beitrag durchaus Kritik an unzensuriert.at zu erkennen war, denn Sie schrieben „Und bei den FPÖ Coronaleugnern “unzensuriert” 16 136“. Aus diesem Grund habe ich den Kommentar jetzt nachträglich freigegeben. Er sollte in etwa 20 Minuten online ersichtlich sein.
Verbannung Andersdenkender unter Akademikern verpönt
Kaum zu glauben: Wer unzensuriert.at in einem Kommentar erwähnt, wird gelöscht. Wer unzensuriert.at schlecht macht, das Internet-Medium gar als Corona-Leugner bezeichnet, wird im Leserforum Der Presse geduldet. Auch Dr. B. konnte diese Antwort nicht fassen und fragte nochmals nach:
Als Historiker alten Schlags (Uni Wien/Neuzeitliche Geschichte) wurde man darauf getrimmt, bei jedem Thema eine möglichst umfassende Gesamtschau zu erarbeiten. Marx wurde ebenso zitiert wie Adolf Hitler. Niemandem wäre die Idee gekommen, auf Grund der Erwähnung eines Namens eine politische Orientierung oder Sonstiges zu unterstellen. Damnatio memoriae war unter Akademikern verpönt und galt als unwissenschaftlich und kontraproduktiv. Man glaubte noch an den freien Diskurs.
Diese Grundhaltung behielt ich bis zum heutigen Tag. Daher lese und zitiere ich die unterschiedlichsten Medien. Von Zackzack bis unzensuriert, von der New York Times bis Al Jazeera. Zugegeben, nicht mehr ganz zeitgemäß. Um in Hinkunft den Richtlinien der Presse besser entsprechen zu können, ersuche ich um eine möglichst vollständige Liste verbotener Literatur.
Liste mit verbotener Literatur gibt es nicht
Tatsächlich gab es auch darauf noch eine Rückmeldung Der Presse, die so ausfiel:
Eine Literaturliste mit verbotener Literatur gibt es bei uns nicht, es gibt aber einen Stoppwortfilter, der auf bestimmte Begriffe reagiert, beispielsweise Schimpfwörter, Namen wie Adolf Hitler, Ausdrücke wie Endlösung etc.
Bei solchen Zitaten kommt es immer auf den Kontext an. Es ist ein Unterschied, ob es beispielsweise um einen Artikel über die Nazizeit geht und dann Adolf Hitler zitiert wird, um seine Beweggründe und historische Ereignisse sachlich darzustellen, oder ob das Zitat dazu benutzt wird, Hitlers Taten zu verherrlichen. Diesen Kontext kann unser Stoppwortfilter, der ja nur bestimmte Wörter erkennen kann, nicht unterscheiden. Aus diesem Grund gibt es das Moderationsteam, das sich die Beiträge alle durchliest und dann entscheidet, ob ein Beitrag unseren Forenregeln entspricht oder nicht und diesen dann entweder veröffentlicht oder eben nicht.
In diesem Fall wurde Ihr Beitrag entweder übersehen oder falsch bewertet, dafür möchte ich mich entschuldigen.
Unzensuriert von der Presse gleichgesetzt mit Adolf Hitler
Jetzt wissen wir es: Unzensuriert befindet sich also in einem „Stoppwortfilter“, wie Adolf Hitler oder der Ausdruck „Endlösung“. Und ein Moderatorenteam – wahrscheinlich besetzt mit Studenten des linken Zeitgeistes – entscheidet, welche Literatur genannt werden darf oder nicht. Das ist also Die Presse von heute!