Österreichs Sport-Dachverbände wollen nicht mehr länger zuschauen, wie der Amateur- und Nachwuchsbereich kaputt gemacht wird. In einem Brief an die Funktionäre machen sie deutlich, was sie von den Corona-Maßnahmen der Regierung halten.
Im Vorjahr sechs Monate kein Sport
Das Schreiben ist unter anderem von ÖFB-Präsident Leo Windtner unterzeichnet. Der Fußball-Boss weiß, dass man derzeit gerade im Amateur- und Nachwuchsbereich einem Totalschaden zusteuert. Im vergangenen Jahr wurden Akteure von der Regierung sechs Monate lang davon abgehalten, Sport zu betreiben. Wie lange das 2021 noch der Fall sein wird, weiß bis dato keiner.
Der Präsident des American Football Bund Österreich (AFBÖ), Michael Eschlböck, kritisiert den Sport-Boykott der Regierung vor allem deshalb, weil es seit Frühjahr 2020 detaillierte Präventionskonzepte für Training und Spiel gebe und bis heute keine auf unmittelbare Sportausübung zurückzuführende Cluster bekannt seien.
Mitgliederzahlen sinken dramatisch
Ein negativer Effekt der Corona-Maßnahmen ist zudem, dass die Vereine Mitglieder verlieren. Die Situation ist alarmierend, ganze Jahrgänge bei den Kindern und Jugendlichen gingen verloren. Der Präsident des Wiener Fußballklubs Hellas Kagran, Nationalratsabgeordneter Martin Graf (FPÖ), berichtet, dass der Verein bereits während des ersten „Lockdowns“ 20 Abmeldungen zu verzeichnen hatte, „jetzt wird es uns noch schlimmer treffen“, so Graf. Aus anderen Vereinen gibt es ähnliche Meldungen. In manchen Verbänden zählt man bereits rund ein Drittel weniger Mitglieder.
Ausnahme für Nachwuchskicker in den Akademien
Interessantes Detail am Rande: Wie Graf informiert, dürfen die Nachwuchskicker in den Akademien, wie zum Beispiel bei Austria Wien, trainieren, weil es sich da um einen Profibetrieb handeln würde. Das sei – so der Hellas-Präsident – nicht nur wettbewerbsverzerrend, sondern auch zutiefst ungerecht.
Einsatz für Wiederaufnahme des Trainingsbetriebes
Aktuell wollen sich die Sportdachverbände für eine an die Öffnung der Schulen gekoppelte schrittweise Wiederaufnahme des Trainingsbetriebes einsetzen. Der Präsident des Österreichischen Volleyballverbands (ÖVV), Gernot Leitner, meint in dem Schreiben an die Funktionäre:
Aktuell können wir ihnen auch keine Information darüber geben, wie und wann der Breitensport in Zukunft seinen Trainingsbetrieb wieder aufnehmen kann. Die Verbände werden gemeinsam in einen noch engeren Dialog mit den Ministerien treten, professionelle und bewährte Lösungen und Wege zur Rückkehr zum Teamsport zur gegebenen Zeit aufzeigen und so die Interessen unserer Mitglieder wahren und vertreten.