Gewalt gegen jüdische Schüler, Selbstzensur der Lehrer – in Frankreich haben Islamisten die Bildungseinrichtungen fest im Griff.
Warnung an alle, die Problem lieber leugnen
In seinem Buch „Comment on a laissé l’islamisme pénétrer l’école“ („Wie wir den Islamismus in die Schulen eindringen ließen“) warnt Schulinspektor Jean-Pierre Obin alle, die dieses Problem lieber leugnen und verdrängen.
Das Buch ist in Frankreich kurz vor den Terrorakten im vergangenen Oktober erschienen, als ein Islamist den Lehrer Samuel Paty auf offener Straße enthauptete und ein tunesischer Asylsuchender in Nizza drei Kirchgängerinnen mit einem Messer tötete.
Auch bei uns “Kulturkampf im Klassenzimmer” aufgezeigt
Obins Werk hat in Frankreich zwar für großes Aufsehen gesorgt, doch im deutschen Kulturraum kaum Beachtung gefunden. Vielleicht deshalb, weil es bis heute keine Übersetzung gibt – jetzt aber hat die Neue Zürcher Zeitung darüber berichtet.
Liest man den Artikel, wird schnell klar: Das könnte auch bei uns bald so sein. Doch die Devise, mit der das rote Wien, aber auch die derzeitige Bundesregierung auf das aufrüttelnde Buch der Wiener Lehrerin Susanne Wiesinger unter dem Titel „Kulturkampf im Klassenzimmer“ reagierte, hieß: relativieren, wegsehen und leugnen.
Jüdische Kinder bekommen den Hass als Erste zu spüren
Das habe man nach Meinung des Autors Jean-Pierre Obin viel zu lange auch in Frankreich getan und damit kaum mehr reparable Schäden angerichtet. Erschreckend sein Erlebnis in einer Schule im Einwandererviertel in Lyon, wo ihm der Rektor eröffnete, dass jüdische Kinder die ersten seien, die den religiösen Hass zu spüren bekämen. Der Rektor sagte zu ihm:
Herr Generalinspektor, ich muss Ihnen mitteilen, dass meine beiden letzten jüdischen Schüler das Collège verlassen haben.
Wie die Neuer Zürcher Zeitung weiter schreibt, habe dieser Rektor alles versucht, um die Kinder zu schützen. Aber auf dem Schulweg seien sie weiter gemobbt und geschlagen worden. Heute – und das zeigten Untersuchungen – würde in Frankreich nur noch jedes dritte jüdische Kind eine öffentliche Schule besuchen. Die große Mehrheit habe sich aus Angst vor islamistisch motivierter Gewalt in jüdische und katholische Privatschulen zurückgezogen.
Protest gegen gemischten Turnunterricht
Der Schulinspektor ist im Zuge seiner Recherchen zu seinem Buch geschockt, was in medialer Stille im Lande vorgeht. Er schreibt von systematischer Ausschulung jüdischer Schüler, von Kindern, die es ablehnen, historische Fakten wie den Völkermord an den Armeniern zur Kenntnis zu nehmen oder dem Biologieunterricht zu folgen. Die Proteste der Jugendlichen aus den arabischen Ländern richten sich gegen den gemischten Turnunterricht, und sie weigern sich, Frauen oder Homosexuellen die Hand zu geben.
Alles Tendenzen, die auch in Österreich schon vorgekommen sind – und die auch Susanne Wiesinger in ihrem Buch aufgezeigt hat. Doch dass ein Lehrer aus Angst vor seinen Schülern nur noch mit dem Koran auf dem Pult unterrichtet, haben wir bei uns noch nicht erlebt, oder noch nicht erfahren.
Buchautor ist ein “Altlinker”
In der Lehrerschaft sei die Angst vor „Zwischenfällen“ derart groß, dass sich gemäß Umfragen mehr als die Hälfte aller Grundschullehrer schon einmal selber zensiert haben, schreibt die Neue Zürcher Zeitung, die in ihrem Bericht auch aufklärt, dass es sich bei dem Buchautor Obin um einen „Altlinken“ handelt, der während des Indochina- und des Algerienkrieges politisiert wurde. Und da ist schon wieder eine Parallele zu der Wiener Lehrerin Wiesinger, die sich ja auch als SPÖ-Gewerkschafterin zu erkennen gab.