Die Pleite des deutsch-österreichischen Zahlungsdienstleisters Wirecard bringt im Insolvenzverfahren eine ungeahnte Verschuldung an die Öffentlichkeit. Aktuell beläuft sich die vom Insolvenzverwalter dokumentierte Überschuldung auf nicht weniger als 2,8 Milliarden Euro.
Zu diesem hohen Überschuldungsbetrag führten offensichtlich bereits jahrelange Verluste, die der IT-Dienstleister vor der Öffentlichkeit und der Bankenwelt verschleiern konnte.
Viele Wirecard-Tochterfirmen hatten keine eigenen Einnahmen
Wie im Laufe des angelaufenen Insolvenzverfahrens bekannt geworden ist, hatten viele der insgesamt rund 50 Wirecard-Tochterfirmen gar keine eigenen Einnahmen. Das Wirecard-Firmengeflecht war nicht auf Transparenz sondern auf Verschleierung ausgelegt.
So sollen über Jahren hinweg sehr hohe Geldbeträge, die aus Anlegergeldern und Krediten stammten, durch Projekte und Investitionen im wahrsten Sinne des Wortes „verbrannt“ worden sein. Experten sprechen von einer Summe von bis zu zehn Millionen Euro wöchentlich.
Hohe Jahresverluste seit 2017 bei Wirecard
Bereits im Jahre 2017 soll es zu einem dokumentierten Jahresverlust von 99 Millionen Euro gekommen sein. Im Jahr 2018 soll das Bilanzminus dann 190 Millionen Euro, 2019 bereits rund 375 Millionen Euro betragen haben. Und in den ersten drei Monaten des Jahres sollen Verluste in Höhe von 86 Millionen Euro entstanden sein.
Doppelt peinlich ist diese seit Jahren dokumentierte Entwicklung für den österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Kurz hatte sich den aus Österreich stammenden Wirecard-Vorstand Markus Braun in sein Beraterteam geholt. Braun soll die ÖVP auch mit Spenden für den Wahlkampf unterstützt haben.