Die einseitige Konzentration der Forschung auf die aktuelle Covid-19-Infektion (Symbolbild) könnte sich auf die Wissenschaft in anderen Bereichen äußerst negativ auswirken, befürchten Fachleute.

22. August 2020 / 22:17 Uhr

Kritik an einseitiger Fokussierung der Forschung weltweit auf Covid-19

Die Coronavirus-Pandemie hat auch eine Kehrseite für Wissenschaft und Forschung: Der Fokus der internationalen Forschungsgemeinschaft wurde fast ausschließlich nur noch auf Covid-19 gelegt. Davor warnt jetzt die schwedische Wissenschaftsforscherin Merle Jacob. In der Datenbank der Weltgesundheitsorganisation (WHO) finden sich derzeit bereits mehr als 60.000 Studien, die sich mit dem Coronavirus beschäftigen.

Folgen und Lösungen im Zusammenhang mit der Pandemie stehen ganz oben im Forschungs-Wettbewerb, und alles scheint sich nur um das Coronavirus zu drehen. Andere Themen, die derzeit keine „Pandemie-Konjunktur“ haben, treten so in den Hintergrund. Die schwedische Wissenschaftsforscherin wird dazu auf science.orf.at folgendermaßen zitiert:

Ich denke generell, dass die Vielseitigkeit und auch Robustheit des Wissenschaftssystems untergraben wird, wenn Forschung zu sehr thematisch eingeschränkt wird.

 

Aus Sicht der Wissenschaftsforscherin geht es bei der Covid-19-Forschung nicht um nachhaltige Grundlagenforschung, sondern um eine akute Krise. Wenn die Coronavirus-Pandemie vorbei sei, würden die aktuell gewonnenen Erkenntnisse wissenschaftlich kaum noch eine Rolle spielen. Deshalb sollten ausreichende Forschungsförderungsgelder auch in der derzeitigen Krise für Grundlagenforschung abseits der Pandemie eingesetzt werden.

Kritik übt Jacob auch am neuen EU-Forschungsförderungsprogramm „Horizon Europe“. Dieses würde zu sehr durch „Missionen“, etwa im Zusammenhang mit Umwelt und Klimawandel, eingeschränkt sein und durch thematische Vorgaben das Wissenschaftssystem insgesamt schwächen.

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