Abdel Fattah el-Sisi

Ägyptens Präsident el-Sisi möchte die Vorherrschaft der Türkei in Libyen mit allen Mitteln verhindern.

26. Juli 2020 / 20:09 Uhr

Es geht um Geld und Einfluss: Was Ägypten und die Türkei in Libyen vorhaben

Immer unüberhörbarer wird das internationale Säbelrasseln im libyschen Bürgerkrieg zwischen der „Einheitsregierung“ und der „Nationalarmee“. Ägyptens Präsident Abdel Fattah el-Sisi hat bereits im Juni gegenüber der „Einheitsregierung“ eine sogenannte rote Linie öffentlich bekanntgegeben. Sie verläuft zwischen der Küstenstadt Sirte quer durch die Wüste bis zur Militärbasis al-Jufrah.

Die Linie trennt das ertragsreiche Erdölförderbecken im Osten des Landes, das der „Nationalarmee“ untersteht, von den aus dem Westen heranrückenden Milizen der „Einheitsregierung“.

Türkei und Ägypten lassen einen Stellvertreterkrieg führen

Sowohl die Türkei als auch Ägypten lassen auf libyschem Boden einen Stellvertreterkrieg führen. Während die sogenannte „Einheitsregierung“ von der UNO, der EU, der Türkei und Katar unterstützt wird, stehen auf der Seite der „Nationalarmee“ Verbündete wie die Vereinigten Arabischen Emirate, Frankreich, Russland und Ägypten.

Die Auseinandersetzung um ein zukünftiges Staatswesen auf libyschem Boden ist nur vorgeschoben. In Wahrheit geht es um zwei Drittel der libyschen Erdölreserven und um die Kontrolle der Schlepperrouten für illegale Migranten in Richtung Europäische Union.

Beschluss des ägyptischen Parlaments für Truppeneinsatz

Der kürzlich vom ägyptischen Parlament beschlossene Truppeneinsatz auf libyschem Boden zur Unterstützung von General Khalifa Haftar, den Oberbefehlshaber der „Nationalarmee“, ist nur der vorletzte Schritt in einer direkten Auseinandersetzung zwischen Ägypten und der Türkei. Auf der Seite der „Einheitsregierung“ hat der türkische Staatspräsident Recep Erdogan eigene Spezialeinheiten und Söldner aus dem syrischen Bürgerkrieg im Einsatz, um eine Entscheidungsschlacht vorzubereiten.

Erdogan geht es neben dem Zugriff auf die Ölreserven Libyens vor allem um eine weitere Ausweitung seines Machtbereichs im Mittelmeerraum, aber auch unter den islamischen Staats- und Regierungschefs in Nordafrika. Gewinnt die „Einheitsregierung“ mit Hilfe Erdogans, dann ist Libyen für die nächste Zeit ein Vasallenstaat Ankaras und ein Faustpfand gegenüber der EU.

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