Neben Nigeria scheint nun auch der afrikanische Staat Mali von Dschihadisten immer stärker bedroht zu sein. Nachdem Mali durch innenpolitische Konflikte rund um den korrupten Staatpräsidenten Ibrahim Boubacar Keïta an den Rand eines Bürgerkriegs geraten ist, drohen islamistische Milizen, die sich als regionale Vertreter des Islamischen Staates (IS) verstehen, weite Teile des Landes zu beherrschen.
Tumultartige Proteste in den vergangenen Wochen, die zahlreiche Tote und Verletze gefordert haben, hatten den Rücktritt von Präsident Keita zum Ziel. Dieser stemmt sich aber gegen seine Ablöse. Jetzt sollen Gespräche zwischen Keita und dem Führer einer der einflussreichsten islamistischen Oppositionsgruppe, Imam Mahmoud Dicko, zu einer Entspannung der Bürgerkriegsstimmung führen.
IS- und Al Kaida-Milizen wollen selbst an die Macht
Iman Dicko steht nicht zuletzt deshalb in Gesprächen mit Staatsoberhaupt Keita, da beide verhindern wollen, dass IS- und Al Kaida-Milizen die derzeitige instabile Situation ausnützen und selbst die Macht in Mali übernehmen könnten. Durch Manipulationsvorwürfe bei Wahlen und der in den letzten Jahren explodierten Korruption im Umfeld von Präsident Keita, droht die Situation zu eskalieren.
Die im Land befindlichen Soldaten der UNO-Stabilisierungsmission „Minusma“ sowie die EU-Ausbildungsmission EUTM Mali waren in den letzten Monaten durch die Coronavirus-Pandemie in ihrem Aktionsradius beschränkt. Im Rahmen von „Minusma“ sind auch österreichische Bundesheerangehörige in Mali zur Friedenssicherung im Einsatz.
Terror: Islamistische Kämpfer sind hochaktiv in Mali
Allein zwischen 2013 und 2017 starben im Einsatzgebiet Mali nicht weniger al 116 UNO-Blauhelmsoldaten, so dass diese Friedensmission als die verlustreichste der Vereinten Nationen seit dem Koreakrieg gilt. Die islamistischen Kämpfer in Mali wagen sich mit ihren Aktionen immer weiter vor. Vorerst ist die Mission „Minusma“ bis zum 31. Mai 2021 begrenzt.
Landesweite Berichte der malischen Sicherheitskräfte und der UNO über Anschläge der Dschihadisten auf Märkte, Schulen, Restaurants oder Kirchen häufen sich hingegen. Im Gegenzug kommen aus den Reihen der moslemischen Bevölkerung massive Vorwürfe gegen Regierungssoldaten wegen Übergriffen gegen Teile der Bevölkerung, die als Sympathisanten der islamistischen Terrormilizen angesehen werden.