Der linksliberale Ministerpräsident Kanadas, Justin Trudeau, steht neuerlich unter Korruptionsverdacht. Die Vergabe eines 900 Millionen US-Dollar teuren Regierungsauftrags an eine ihm nahestehende Organisation zur Bewältigung der Coronavirus-Krise hat den kanadischen Premier in den Fokus massiver politischer Kritik gebracht.
So soll die gemeinnützige Organisation “We Charity” Sommerjobs für Studenten organisieren, damit sich diese in den Ferien ihr Studium finanzieren können. Der kanadische Staat will ihnen auf diesem Wege gemeinnützige, aber bezahlte Arbeit vermitteln.
Mutter und Bruder Trudeaus standen im Sold von „We Charity“
Der Haken bei dieser hunderte Millionen Dollar schweren Auftragsvergabe ist, dass in der Vergangenheit sowohl die Mutter als auch der Bruder von Ministerpräsident Trudeau im Sold von „We Charity“ gestanden haben. Beide sollen zehntausende Dollar an Honoraren bei Veranstaltungsauftritten von der gemeinnützigen Organisation kassiert haben. Und Trudeaus Ehefrau ist aktuell „Botschafterin“ von „We Charity“.
Trudeau hatte sich bei der Vergabe des Auftrags im kanadischen Ministerrat nicht der Stimme enthalten. Dies rief jetzt die Ethikbeauftragte des Parlaments auf den Plan, die untersucht, ob der Premier den Verhaltenskodex der Regierung verletzt hat.
Trudeau bereits im Visier der Korruptionsjäger gewesen
Der jüngste Fall Trudeaus im Umfeld eines mutmaßlichen Korruptionsfalls ist kein „Erstfall“. Bereits 2016 und 2019 gelangte Trudeau massiv in die öffentliche Kritik von Medien, Opposition und der Öffentlichkeit. Damals ging es um eine luxuriöse Ferieneinladung auf den Bahamas und die Niederschlagung eines Strafverfahrens gegen befreundete Gönner aus der Wirtschaft.
Diese Affären kosteten Trudeau unter anderem auch im Oktober 2019 die Mehrheit im Parlament für seine Liberale Partei. Trudeau muss mit einer Minderheitsregierung sein Amt ausüben und steht unter Dauerbeschuss durch die konservative Opposition.