Jahrhundertelang befanden sich die Tschechen unter Habsburgischer Regentschaft. Als Kriegsgewinnler des Ersten Weltkrieges erlangten sie nicht nur die Unabhängigkeit von deutscher Verwaltung, sondern verleibten sich auch die Sudetengebiete, Teile Niederösterreichs und Teile Schlesiens ein. In der Tschechoslowakei lebten von 1918 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs mehr als drei Million Deutsche, ehe sie 1945 brutal und unter hohen Verlusten von den Tschechen aus ihren angestammten Siedlungsgebieten vertrieben wurden. Seither ist das Land wirtschaftlich zurückgefallen.
Symbol für deutsche Herrschaft – aber in einer deutschen Stadt
Die Mariensäule, die in der Mitte des 17. Jahrhunderts errichtet wurde, galt den Tschechen als Symbol der deutschen Fremdherrschaft. Dabei übersahen sie in ihrem Chauvinismus, dass Prag bis etwa 1880 eine mehrheitlich deutsche Stadt war; nicht umsonst wurde dort die erste deutsche Universität 1348 gegründet (Wien war 1365 lediglich die zweite, Heidelberg 1386 die dritte deutsche Universität).
Die Habsburger hatten die Mariensäule als Dank für die erfolgreiche Verteidigung der Stadt gegen die Schweden im Dreißigjährigen Krieg errichten lassen. Damit war die Säule auch ein Symbol für die Rekatholisierung Böhmen und Mährens.
Privatinitiative mit hohem Engagement
Beider Symbole entledigten sich die Tschechen 1918. Doch nach dem Ende des Kommunismus brachten Mitglieder der „Gesellschaft für die Erneuerung der Mariensäule“ am 75. Jahrestag der Schleifung eine Gedenkplatte auf dem Altstädter Ring an, auf der zu lesen war:
Hier stand die Mariensäule und wird wieder stehen.
Grund genug, um den tschechischen Chauvinismus auf den Plan zu rufen. Auf Verlangen der damaligen Prager Stadtregierung musste der zweite Teil des Satzes wieder entfernt werden.
Politische Widerstände langsam überwunden
1997 begann der Bildhauer Petr Váňa mit der Herstellung einer Kopie der barocken Säule. Zehn Jahre später war sie fertig.
Ein erster Versuch, sie aufzustellen, scheiterte. 2017 wurde die Wiedererrichtung genehmigt, aber der Prager Magistrat schaffte es immer wieder, die Aufstellung zu vereiteln. Zuletzt im Mai 2019, als Váňa begann, mit Freiwilligen das Pflaster auf dem Altstädter Ring aufzubrechen; man schickte die Polizei, die dem erneuten Versuch ein Ende setzte.
Deutsche Vergangenheit auf gebührendem Platz
Ende Jänner sprach sich letztlich die Mehrheit der Prager Stadträte für den Wiederaufbau der Mariensäule aus. Im Juni konnte nun die 14 Meter hohe Barocksäule dank der Beharrlichkeit der Befürworter endlich an ihren angestammten Platz zurückkehren, wie das Landesecho, die Zeitung der Deutschen in der Tschechischen Republik, berichtet. Vana dazu:
Nach dreiundzwanzig Jahren habe ich jetzt ein schönes Gefühl, aber ich muss sagen, dass ich es die ganze Zeit über hatte. Die Arbeit am Stein dauert lange und der Mensch muss Freude daran haben, sonst könnte er es nicht zum Ende bringen.