In den vergangenen Monaten wurde im Zusammenhang mit dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie immer wieder auf mutmaßliche Grundlagen in biologischen Kampfstoffen hingewiesen. Geheimdienste und Virus-Experten verwiesen auf den möglichen Ursprung in einem Institut für Virologie in der chinesischen Metropole Wuhan. Dieser möglichen Spur widersprechen offizielle Stellen in China heftig. Aber die biologische Kriegsführung hat in Asien seit dem Zweiten Weltkrieg Tradition – und möglicherweise lagern noch brandgefährliche Kampfstoffe aus dieser Zeit irgendwo im Land.
Japans kaiserliche Armee setzte im Zweiten Weltkrieg auf Experimente mit biologischen und chemischen Waffen. Durchgeführt wurden sie von der berüchtigten Militäreinheit 731. Und das Territorium für die grausamen Experimente an Gefangenen befand sich in der Nähe der Stadt Harbin (heute 4,5 Millionen Einwohner) im Nordosten Chinas.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sperrgebiet mitten in China
Unter dem Nummern-Kürzel der “Truppe 731” operierte ab dem Jahre 1938 ein umfangreiches militärisches System auf einem insgesamt 36 Quadratkilometer umfassenden Sperrgebiet mitten in China.
Das streng abgeschirmte Versuchsgelände umfasste Unterkunftsräumlichkeiten für knapp 3.000 japanische Soldaten, Gefängnisse für die Versuchspersonen und Labors, besaß eine eigene Stromversorgung, einen Flugplatz und einen eigenen Gleisanschluss für Bahnverbindungen, dazu einen Sportplatz, eine Schule und einen Shinto-Schrein.
Versuchspersonen aus Gefangenen rekrutiert
Die mehr als 3.000 Gefangenen, die ebenfalls auf dem militärisch abgeschirmten Gelände inhaftiert waren, setzten sich zum Großteil aus Chinesen, Koreanern, sowie gefangenen britischen, amerikanischen, russischen uns australischen Soldaten und Zivilisten zusammen.
In einem riesigen zentralen Gebäudekomplex auf dem Gelände befanden sich Gefängniszellen, Versuchslabors und Operationssäle für die grausamen Menschen-Experimente. Die Forscher in japanischer Militäruniform züchteten unter anderem Erreger von Cholera, Milzbrand, Pest, Ruhr, Tuberkulose und Thypus für den militärischen Einsatz.
Acht Tonnen Krankheitserreger im Monat
Dokumente, die das Tagwerk der Einheit 731 festgehalten haben und heute der Wissenschaft und Forschung zugänglich sind, sprechen von einer Monatsprodutkion von acht Tonnen Krankheitserregern, die in diesem Versuchslabor der Japaner produziert wurden.
Als „Seuchengeschosse“ kamen Kartuschen, gefüllt mit infizierten Flöhen oder hochkonzentrierten Mikrobenlösungen, sowohl innerhalb, als auch außerhalb des Gefangenenlagers zum Einsatz. Am Kriegsende verfügte man über einen tödlichen Waffenschrank für die biologische Kriegsführung.
Biologische Kampfstoffe überlebten Kriegsende um Jahrzehnte
Als die Japaner 1945 den Rückzug antraten, wurde das Militärlager in Harbin gesprengt, um alle Beweise zu vernichten. Es wurden aber einige Dutzend Tonnen der produzierten biologischen Kampfstoffe auf chinesischem Boden zurückgelassen. Bis zum heutigen Tag sollen sich in Geheimverstecken immer noch Substanzen aus dieser Zeit befinden.
So soll im Jahr 2003 nach einem Bauvorhaben, bei dem ehemalige Gebäude und Kellerabteile in einer Provinz abgetragen wurden, insgesamt 29 Personen mit schweren Krankheitserscheinungen ins Krankenhaus eingeliefert worden sein. Bauarbeiter hatten versehentlich Behälter ausgegraben, die als Relikte aus den zurückgelassenen Beständen der Einheit 731 identifiziert worden waren.