Zahnmedizin-Studenten müssen in den letzten beiden Jahren ihres Studiums in einem Praktikum einen umfangreichen Leistungskatalog abarbeiten. Aufgrund der Coronavirus-Maßnahmen der schwarz-grünen Regierung kommen allerdings immer weniger Patienten. Das bedeutet für viele Studenten eine Verlängerung ihres Studiums.
Enorme Leistungen in kürzester Zeit
Montag, neun Uhr in der Universitätszahnklinik Wien. Nur wenige Patienten warten auf einen Termin. Fatal für die Zahnmedizin-Studenten, die darauf angewiesen sind, Patienten zu behandeln, um einen Leistungskatalog abzuarbeiten, der Inhalt eines Praktikums ist, das in den letzten Jahren ihres Studiums zu absolvieren ist. Darin enthalten sind unter anderem Füllungen, Wurzelkanalbehandlungen, Zahnextraktionen, Parodontalbehandlungen, technische Arbeiten wie Kronen, Brücken und Inlays, und prothetische Versorgungen.
Straffes Programm in 72 Wochen
Ein straffes Programm. Auch ohne Corona war es schon schwer, das Praktikum in den dafür vorgesehenen 72 Wochen zu absolvieren. Nach den Maßnahmen, die die schwarz-grüne Regierung im Zuge der Coronavirus Krise getroffen hat, ist dies aber fast unmöglich. Immer mehr Patienten sagen Termine ab. Selbst wenn genug Patienten da wären, könnte die Klinik sie nicht aufnehmen, da die von der Regierung beschlossenen, penibel hohen Hygienemaßnahmen nur mehr die Hälfe der früheren Kapazität ermöglichen.
Stillschweigen aus den Reihen der Klinikleitung
Ohne Patienten keine Behandlung, ohne Behandlungen keine Chance für die Studenten den Leistungskatalog zu absolvieren und ihr Studium zeitgerecht abzuschließen. Auf einen privaten Zahnarzt auszuweichen, ist nicht erlaubt. Praktika werden nur an der Universitätsklinik angerechnet.
Wie begegnet die Medizinische Universität Wien diesem Dilemma? Im Moment gar nicht. Anfang März erging lediglich ein Rundschreiben einer der Vizerektorinnen an die Studenten. In diesem versprach Universitätsprofessorin Anita Rieder:
Es wird Ihnen aus der Umstellung des Unterrichts kein Nachteil für Ihr Studium erwachsen und es werden auch keine Fehlzeiten bei klinischen Praktika angerechnet werden, auch wird es auf Grund der temporären Umstellung der Unterrichtsformen und der Änderungen bei den Prüfungsmodalitäten keine Auswirkungen auf die Studienzeit geben.
Keine Problembearbeitung
Wohl kaum mehr als eine schale Versprechung. Auf die massiven Probleme, mit denen Zahnmedizin Studenten nun konfrontiert sind, wird absolut nicht eingegangen. Bereits vor Corona arbeiten sie teilweise 40 Stunden in der Woche ohne Bezahlung. Das Annehmen eines Nebenjobs ist für sie deswegen nicht anzudenken. Viele, die damit gerechnet haben, ihr Studium noch in diesem Jahr zu beenden, stehen also allen voran vor einer finanziell ausweglosen Situation.
FPÖ-Wissenschaftsausschuss nimmt sich des Problems an
Nationalratsabgeordneter Martin Graf, Obmann des Wissenschaftsausschusses der FPÖ, hinterfragt nun in einer Parlamentarischen Anfrage das lethargische Vorgehen der Universitätsleitung der Medizinischen Universität. Er ist überzeugt:
Die Beschwerden der Zahnmedizinstudenten über ihre offensichtliche Benachteiligung werden nicht ernst genommen. Auf einen schnellen Abschluss ihres Studiums wird von der Klinikleitung keine Rücksicht genommen. Aus diesem Grund muss nun reagiert werden, damit es den Studenten ermöglicht wird, den Abschluss ihres 72 Wochen Praktikums auch tatsächlich in 72 Wochen zu schaffen.