Solche oppositionellen Töne hat man aus den Redaktionsstuben der Tiroler Tageszeitung (TT) in der Ära von ÖVP-Landeshauptmann Günther Platter noch nie gehört. Das katastrophale Krisenmanagement der Tiroler Landesregierung rund um die Causa Ischgl macht dies offensichtlich jetzt plötzlich möglich. TT-Innenpolitiker Peter Nindler, ansonsten publizistischer Schutzschild für seinen Freund und Weggefährten Platter, wirft dem schwarzen Landeshauptmann gar vor, das eigene Bundesland Tirol an die Wand zu fahren. Platter-Freund Nindler geht hart ins Gericht mit dem Tiroler Landeshauptmann und der Landespolitik. Sogar fortgesetzte Führungsschwäche wird Platter von Nindler vorgeworfen:
Die Corona-Pandemie löst auch eine politische Krise aus: VP-Landeschef Platter offenbart in zentralen Fragen wie der Ischgl-Kommission Führungsschwäche, die opportunistischen Grünen ducken sich, wo es nur geht, und die Opposition ist zerstritten. Nach Ischgl schaut halb Europa auf Tirol, aber das Land irrlichtert politisch vor sich hin.
TT stellt sogar Neuwahlen in Tirol in den Raum
Und Nindler geht in seiner Analyse, die eigentlich schon lange auf sich warten hat lassen, beinhart mit den Tiroler Zuständen unter der jahrzehntelangen Herrschaft der ÖVP ins Gericht. Sogar Neuwahlen zum Tiroler Landtag stellt Nindler in den Raum – da muss der Leidensdruck unter den Parteigängern von Platter und Co. schon sehr stark sein:
Das kann es wohl nicht sein, beinahe müsste man das Unwort Neuwahlen bemühen. Sie wären notwendig, doch wegen der Corona-Krise wohl das Letzte, was Tirol derzeit gebrauchen könnte. Doch die Landespolitik macht fassungslos, das Chaos verteilt sich wie ein Scherbenhaufen auf alle Parteien. Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) ist Gefangener des Krisenmanagements, Zeit für eine gut vorbereitete und unantastbare Untersuchungskommission bleibt da nicht. Und das rächt sich jetzt in mehrfacher Hinsicht. Für die ÖVP und Platter.
TT-Diagnose: Führungsschwäche bei Platter
Was Platter-Freund Nindler anscheinend vor allem schmerzt, ist die Führungsschwäche des Landeshauptmanns in Covid-19-Zeiten. Und insgesamt fällt das Urteil über Schwarz-Grün im „Heiligen Land Tirol“ beim innenpolitischen Chef-Analytiker der TT vernichtend aus:
Der ÖVP-Chef offenbart in klassischen politischen Entscheidungen plötzlich Führungsschwäche. Volkspartei und Grüne waren nicht einmal in der Lage, eine breit akzeptierte Kommission zu Ischgl vorzuschlagen. Ein Armutszeugnis für Schwarz-Grün. Wobei die Grünen analog zur Bundesebene wie ein hilfloses Beiwagerl wirken. Was hatten sie in den vergangenen Wochen zu sagen? Nichts! Sie ducken und tarnen sich, zugleich schießen sie aus dem Hinterhalt. Als Regierungspartner haben die Grünen nach sieben Jahren abgewirtschaftet und drehen sich wie ein Fahndl im Wind.