Einen “Tabubruch” beging der deutsche Regierungsberater Kai Konrad in einem Interview mit der bundesdeutschen Tageszeitung Welt am Sonntag. Konrad, Vorsitzender des Wissenschaftsbeirats beim Bundesfinanzministerium, sagte das Ende des Euros voraus. Nur mehr fünf Jahre gibt der erfahrene Ökonom der Eurozone in der derzeitigen Form.
Gleichzeitig plädiert der Regierungsberater der schwarz-gelben Bundesregierung auch für ein Überdenken der Maastricht-Kritierien – etwa der Verschuldensobergrenze von 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Konrad möchte hier den Staaten mehr Gestaltungsraum geben, um flexibel auf wirtschaftspolitische Herausforderungen reagieren zu können. Er wünscht sich zudem ein Herausgehen des Bankensektors aus der Gläubigergemeinschaft gegenüber Staaten. Damit könnte das Risiko für die Banken minimiert werden, es läge dann bei anderen institutionellen Anlegern, die bei einer Finanzkrise nicht den gesamten Sektor in den Abgrund zögen.
Wirtschaftsfachmann kann sich Europa ohne Euro vorstellen
Dem Euro gibt der Wirtschaftsfachmann Konrad wenig Zukunft, auf die Frage der Welt am Sonntag zur Perspektive der gemeinsamen Währung antwortet er:
Sagen wir es so: Europa ist mir wichtig. Der Euro nicht. Und dem Euro gebe ich mittelfristig nur eine begrenzte Überlebenschance. [.] Konkrete Zeiträume zu benennen ist schwierig, das hängt von vielen Faktoren ab. Aber fünf Jahre klingen realistisch.
Mit dieser Äußerung gibt sich erstmals ein enger Berater der CDU/CSU/FDP-Koalition unter Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble äußerst kritisch zu einem Weiterbestehen der gemeinsamen Währung.